Kapitel.
VIII.
Schulen.
lombardisc h -pie montesischen
Die
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volles Seitenlicht, wiederum nach der WeiseMantegntVs, die Gestalten
wirksam modellirt. Dieselbe Galerie besitzt einen vielleicht noch etwas
früheren, ebenfalls mit dem Künstlernamen versehenen h. Hieronymus
als Büsser, der etwas abstossend Herbes und Eekiges bei schwerem
Farbenton hat. Ungleich bedeutender ist ein in den Corridor der
Brera übertragenes Freskobild, der einzige Rest der ehemals in der
Kirche der Madonna di Brera befindlichen Wandgemälde. (Fig. 143.)
Es stellt in wohldurchdachter Composition das Marterthum des h. Se-
bastian dar, streng und herb in der Zeichnung, auch nicht ohne
Befangenheit in den Bewegungen, aber von energischer Lebenswahrheit;
auch in der Färbung von klarem Ton. Unverkennbar spürt man die
Einflüsse der Eremitanikapelle. Ein bedeutendes Werk soll ferner
nach Crowe und Cavalcaselle das grosse Altarstüek von 1490 in S.
Maria di Castello zu Savona sein. Endlich wird man ihm Wohl auch
die malerische Ausstattung der durch Michelozzo erbauten Kapelle des
Petrus Martyr in S. Eustorgio zuschreiben müssen, die man ohne
Grund auf Civerchio tauft. Der köstliche kleine Centralraum, der
lange Zeit übertüncht war, ist neuerdings wiederhergestellt worden
und zeigt an den Wänden Fresken aus der Legende des Heiligen.
Interessant ist namentlich die Scene mit der falschen Madonna, der
gleich ihrem Kinde auf Vorzeigen der Hostie Hörner wachsen. Am
Chorbogen die Verklärung der Madonna; Werke von frischer lebens-
voller Anmuth. In den Gewölbzwickeln sind mit tüchtiger Beherrschung
perspektivischer Verkürzung die Bilder der Kirchenvater in Medaillons
angebracht. Die ganze Behandlung scheint am ersten auf Foppa
hinzuweisen.
Als Schüler Foppa's dürfen wir zwei Künstler von Treviglio
betrachten, welche öfter gemeinsam gearbeitet haben: Bernarclmo Jacobi,
genannt Buttinovte und Bernardino lvfartßini, genannt Zenale, letzterer
1435 geboren und allem Anscheine nach der jüngere. Sie wurden
zusammen nach 1464 für S. Maria delle Grazie beschäftigt; doch sind
ihre dortigen Arbeiten sowie die Fresken in S. Pietro in Gessate
theils untergegangen, theils bis zur Unkenntlichkeit Verderben. Beide
Künstler waren auch in der Perspektive und der Architektur erfahren.
Buttinone ist nur bis 1507 nachzuweisen; Zenale dagegen lebte hoch-
betagt bis 1526 und war in seiner späteren Zeit vielfach mit baulichen
Unternehmungen beschäftigt. Wie Buttinone verfasste er ein Werk
über die Perspektive.
Schreiten wir zur Betrachtung ihrer Gemälde, so bietet die