Kapitel.
VII.
Schule
Die paduanische
und
ihre
Ausläufer.
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glänzende metallische Farbe sowohl auf paduanischen Einfluss, wie auf
Anregungen Crivellfs hindeuten. So lernt man ihn auf einem grossen
Altarwerk im Museum zu Berlin kennen, das aus S. Giovanni Battista,
in Ferrara stammt. Auf einem hohen Thron unter reicher Renaissance-
nische sitzt die Madonna, das auf ihrem Schooss schlafende Kind ver-
ehrend. Drei Engel über ihr, von denen der mittlere die Laute spielt,
sitzen auf der Lehne des Throns. Auf den Stufen stehen zur Rechten
Apollonia, zur Linken Catharina, vorn Augustinus mit dem auf einer
Glaskugel stehenden Adler und Hieronymus mit seinem in Bronze dar-
gestellten Löwen. Aller Glanz kostbarer Stoffe, mit der Meisterschaft
eines Niederländers wiedergegeben, ist zu höchster Pracht vereinigt.
Der Thron ruht auf Krystallsäulen, die Nische ist mit vergoldeten
Bronzereliefs und mit Mosaiken geschmückt, die sammt der fabelhaften
Farbenpracht der Gewänder, in welchen Smaragdgrün und Scharlach,
mit Gold schrafiirt, eine grosse Rolle spielen, fast blendend wirken.
Grandios ist im Sinne Mantegna's die wuchtige Plastik der steifen,
gespreizten, knöchernen Figuren, die aber an Macht ihres Gleichen
suchen. Das Ganze wirkt in dem glänzenden Schmelz der Farben wie
ein riesiges Email, durch die in scharfem Seitenlicht ausgeführte M0-
dellirung noch erhöht. Den Hintergrund bildet eine hellgraue kühle
Landschaft.
Mit mehreren andren Künstlern, unter welchen Galasso, Zoppo,
Cossa und Costa genannt werden, theilte Tura sich sodann in die grosse
Arbeit der Ausschmückung des gewaltigen Saales im Pal. Schifanoia.
Dieser Freskencyklus, unter Herzog Ercole zwischen 1471 und 1493
ausgeführt und neuerdings unter der bedeckenden Tünche hervor-
gezogen, ist leider nur zum Theil erhalten. Doch sieht man noch an
zwei Wänden in drei Abtheilungen übereinander die Zeichen des Thier-
kreises und die dazu gehörigen antiken Göttergestalten. Der untere
Streifen enthält dann in Schilderungen der Thaten und Lebensverhält-
nisse des Herzogs Borso die Beschäftigungen des Jahres in frischen
naiven Zügen, mit Bestimmtheit gezeichnet und ungemein sorgfältig
ausgeführt. Dass hier verschiedene Hände gewaltet haben, erkennt
man aus dem wechselnden Charakter der einzelnen Theile. Manches
deutet auf Einflüsse des Piero della Francesea, für Anderes sind die
Vorbilder Mantegna's bestimmend gewesen, dessen mantuanische Fresken
mit ihrer hölzernen Steifheit und dem naiven haarscharfen Realismus
in der unschönen knappen Zeittraeht sich hier fortzusetzen scheinen.
Man erkennt so recht, wie hoch auch in der blossen Wiedergabe der
Lübke, Italien. Malerei. T. 31