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Buch.
Frührenaissance.
der Könige im Dom, eine Verklärung des h. Antonius in S. Fermo,
eine Grablegung Christi in St. Anastasia von abstossender Hässlichkeit;
ebendort eine h. Magdalena, die von Engeln emporgetragen wird.
Von ähnlicher Richtung ging Francesco Bonsignori aus, der nach
Vasari1455 geboren, später starke Einfiüsse von Mantegna erfuhr und
in den Dienst der Gonzaga von Mantua trat, wo er 1519 starb. Ein
frühes Bild der Madonna mit dem h. Antonius und Magdalena in S. Paolo
zu Verona zeigt ihn noch in der älteren Veroneser Richtung. Den
Einfluss Mantegna's erkennt man an einer grossen Tafel der Madonna
mit vier Heiligen in S. Fermo, bezeichnet mit dem Namen des Künst-
lers und der Jahreszahl 1484, im Ganzen etwas derb, die Zeichnung
des Nackten mit Verstandniss durchgeführt, die Farbe kräftig, aber
trocken, die Madonna von innigem Ausdruck. Auch das tüchtige Bild
eines gekreuzigten Heilands, der von einem Stifter verehrt wird, in
der Galerie als Schule Mantegna's bezeichnet, durch klare Färbung
bemerkenswerth, deutet auf seine Hand. Eine Madonna mit Heiligen
in S. Bernardino vom Jahr 1488, wieder mit seinem Namen bezeichnet,
gehört derselben Richtung an. Gegen Ende des Jahrhunderts finden
Wir ihn in Mantua für die Gonzaga beschäftigt. Aus dieser Zeit datirt
ein jetzt in der Brera befindliches Bild, welches die h. Ludwig und
Bernardin darstellt, wie sie einen Schild mit dem Namen Christi halten.
In diesen späteren Werken mildert sich wieder der Stil Bonsignorfs
durch Einflüsse des Lorenzo Oosta, so dass seine späteren Arbeiten
sowohl diesem, als auch dem Francia bisweilen zum Verwechseln ähn-
lich sehen.
Bedeutender entwickelt sich die gleichzeitige Malerei in Ferrara,
wo der kunstsinnige Hof der Este sich nicht bloss durch grossartige
architektonische Unternehmungen, sondern auch durch reiche malerische
Ausstattung der Paläste und Kirchen auszeichnete. Schon Herzog
Borso (bis 1471) und mehr noch sein Nachfolger Ercole und dessen
Sohn Alfonso I. schufen hier eine neue Residenz mit breiten, graden
Strassen und prachtvollen Palästen, Landhäusern und Kirchen, die noch
jetzt in der herabgekommenen Stadt von dem ehemaligen Glanze ihres
Kulturlebens Zeugniss ablegen. Der erste Maler von hervortretender
Eigenthümlichkeit ist Oosimo Tara, genannt il Cosvnä, der seit 1451
im Dienste des Hofes ununterbrochen bis an seinen Tod thätig war.
Es ist ein herber Künstler Von knochiger Derbheit in der Formbildung
und von schroifem Realismus, dessen scharf und mit Anstrengung
modellirte Figuren den Einfluss Mantegnafs verrathen, während die