VII.
Kapitel.
paduanische
Die
Schule
ihre Ausläufer.
und
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thronende Madonna mit vier Heiligen, bezeichnet mit dem Künstler-
namen und der Jahrzahl 1502, in S. Rocco zu Vicgnza und ein
h. Sebastian in der Galerie zu Bergamo, der stark an Antonello da,
Messina erinnert.
Etwas anders gestalten sich die Erscheinungen der gleichzeitigen
Kunst zu Verona, wo zuerst der besonders Wegen seiner kunstreich
geschnittenen Medaillen geschätzte Vittore Pisano, genannt Pisanello,
der Malerei einen höheren Aufschwung giebt. In der Galerie zu
Verona sieht man eine mit dem Kinde in einem Garten sitzende Ma-
donna, von Seraphim umgeben, weiter vorn die h. Katharina, Welghe
von einem Engel die Palme des Marterthums empfängt. Es ist ein
Werk von alterthümlicher Auffassung, dem es nicht an poetischer Em-
pfindung, Wohl aber an allem Naturgefühl gobrieht. Auffallend ist die
überaus grosse Verwandtschaft mit Werken der Kölner Schule aus der
Richtung des Meisters Wilhelm. Etwas entwickelter zeigt sich ein
Wandgemälde der Verkündigung in S. Fermo Maggiore und ein
h. Georg in der Cappella Pellegrini in St. Anastasia. Ein poetisches
Bildchen ist die in der Nationalgalerie zu London befindliche Dar-
stellung, wie die Madonna dem h. Georg und Antonius erscheint. In
diesen Werken ist an der zierlichen Behandlung und dem aufgehöhten
Goldschmuck der Einfluss des Gentile da Fabriano unverkennbar. Der
Künstler scheint bald nach 1455 gestorben zu sein, ohne sich jemals
ganz von den Fesseln der mittelalterlichen Auffassungsweise losgemacht
zu haben.
Unter einer Anzahl geringfügiger Maler, deren Spuren man in
den Kirchen Verona's verfolgen mag, ist Liberale da Verona von etwas
grösserer Bedeutung. Geboren im Jahr 1451, war er zuerst Miniatur-
maler und arbeitete eine zeitlang in Monte Oliveto bei Siena und so-
dann für den sieneser Dom, wo man noch Werke von ihm sieht, wäh-
rend andre Arbeiten dieser Art nach Chiusigelangt sind. Gegen Ende
des Jahrhunderts trifft man ihn Wieder in seiner Vaterstadt, wo er als
angesehener Künstler lebte und bis 1515 thatig war. Das Museum in
Berlin besitzt von ihm ein Bild von 1489, das einzige, welches mit
seinem Namen bezeichnet ist. Es stellt die thronende Madonna mit
den h. Laurentius und Christophorus dar, von zwei knieenden Mönchen
verehrt. Merkwürdig Weich und zart im Ausdruck, erinnert es in dem
milden silbergrauen Ton an den späteren Moretto, ist aber in der Aus-
führung alterthümlicher und schärfer detaillirend. Manche andre Werke
von ihm sieht man in den Kirchen von Verona, so eine Anbetung