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Die Frührenaissance.
angeordnet, nur etwas trüb in dem bräunlichen Ton, die Madonna mit
einer gewissen Befaugenheit, die aber anziehend wirkt, der h. Uomo-
buono, Schutzpatron der Schneiderzunft, zeigt den echten realistischen
Typus des Handwerks. Aus demselben Jahre stammt die Pieta in der
Kirche vom Monte Berico bei Vicenza, ein edles Werk von ergreifender
Tiefe des Seelenausdrucks, besonders in der Magdalena, die in schmerz-
licher Andacht die Wunden der Füsse betrachtet. Die Farbe des aller-
dings in der Luft übermalten Bildes hat einen tiefen, etwas gedämpften
Ton, der trefflich zu dem Gegenstande stimmt. Ein bedeutendes Altar-
bild der thronenden Madonna mit zwei Heiligen aus dem Jahre 1503
sieht man in der Certosa zu Pavia, eine andre, grössere Composition
derselben Art in S. Bartolommeo zu Vicenza. Von besonderer Schön-
heit ist in Sta. Corona daselbst am zweiten Altar links das grosse
Bild, welches die h. Magdalena mit dem Salbgefäss auf erhöhter Stufe
unter einem Baldachin darstellt, jederseits von zwei Heiligen begleitet,
unter denen besonders Hieronymus im tiefrothen Mantel grossartig auf-
gefasst ist, das Ganze von fast venezianischer Farbenglut, ein Haupt-
werk des Künstlers. In der Galerie sieht man sodann noch eine
Darstellung im Tempel, wobei Maria und Joseph einander gegenüber
knieen, das Christuskind von Zacharias inbrünstig verehrt wird. Da-
hinter zeigt sich der h. Joseph und der Stifter, sämmtliehe Gestalten
grossartig gezeichnet, in tiefbraunenr Kolorit durchgeführt. Noch eine
andre mächtige Tafel ebendort (aus dem Hospital stammend) die thro-
nende Madonna, die hoch unter einem Kreuzgewölbe, von musizirenden
Engeln und vier Heiligen umgeben sitzt, gehört zu seinen tüchtigsten
Arbeiten.
Sein Sohn Benedetto scheint den Vater unterstützt zu haben und
setzte nach dessen Tode in erheblicher Abschwächung die Richtung
desselben fort. Die Brera besitzt von ihm eine thronende Madonna
mit vier Heiligen aus dem Jahr 1528, kräftig in der Farbe, aber
schwächlich in Form und Empfindung.
Nicht viel bedeutender ist Giovanm Buonconsiglio, genannt Mara-
scalco, der unter dem Einfluss Montagnafs steht, aber nach einer weiche-
ren Verschmelzung des Kolorits strebt. Eine Pieta in der Galerie zu
Vicenza, aus S. Bartolommeo stammend und mit seinem Namen be-
zeichnet, ist von ergreifender Dramatik, in der Weise Mantegnafs, aber
in lebhafterer wirkungsvollerer Färbung. Durch den Einfluss der
Venezianer und vielleicht des Antonello von Messina eignet er sich die
Oeltechnik mit ihren kräftigeren Wirkungen an. Solcherart ist eine