Kapitel.
VII.
Schule
paduanische
Die
Ausläufer.
ihre
und
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Gestalten sind meist realistisch derb und oft plebejisch grobknoehig,
in fast mantegnesker Schärfe des plastischen Stils entwickelt; aber er
verbindet damit nach Art der Venezianer eine intensivere Kraft der
Färbung, die freilich oft durch die schweren Schatten etwas zu stoff-
lich wirkt. Zu seinen frühesten Werken gehört oEenbar eine das Kind
verehrende Madonna mit der h. Monika und Magdalena in der Galerie
zu Vicenza, blass und kühl im Kolorit, aber fein in den etwas schüch-
ternen Motiven, das Christuskind von lieblichem Ausdruck, wenngleich
hart in der Zeichnung des Nackten, Magdalena voll Anmuth mit rosigem
Mantel, der sich von dem Grunde eines dunkelgrünen Vorhangs wirk-
sam abhebt. Ein anderes, ebenfalls frühes und mit dem Namen des
Künstlers bezeichnetes Madonnenbild sieht man in der Galerie zu
Bergamo.
Herrscht in diesen Bildern eine fast umbrische Milde, so gewinnt
der Stil des Meisters grössere Bestimmtheit in einer andern Madonna
der Galerie zu Vieenza, welche mit ihrem Kinde, von Johannes d. T.
und dem nackten h. Onofrius umgeben, in einer Landschaft sitzt. Das
Bild hat durch Üehermalung stark gelitten, aber die Figur des Onofrius
ist von mächtigem Eindruck, streng in Zeichnung und Modellirung und
in kraftvollem braunem Ton durchgeführt. Ein bedeutendes Bild aus
seiner paduaner Zeit ist die thronende Madonna mit vier Heiligen in
Sta. Maria in Vanzo zu Padua. Ünansehnlich sind die Reste seiner
1493 entstandenen Malereien in S. Nazaro e Celso zu Verona, ob-
Wohl sie immerhin durch ihre einfache Tüchtigkeit bei resoluter Derb-
heit der Charaktere und schönen landschaftlichen Hintergründen an-
ziehen; dagegen zeigt sich sein Stil in seiner reichsten Entwicklung
bei dem grossartigen, aus S. Michele zu Vicenza stammenden Altar-
bilde der Brera zu Mailand, vom Jahr 1499, bezeichnet mit dem
Namen des Künstlers (Fig. 142). Die Madonna sitzt unter einem
cassettirten Tonnengewölbe auf einem marmornen Renaissancethron, an
dessen Stufen drei holde Engel musizirend sitzen. Zur Rechten des
Thrones stehen die h. Sigismund und Ursula, zur Linken Andreas und
Monica. In diesem Bilde vereinigen sich der plastische Stil Mantegna's,
die grossartige Oompositionsweise Giovanni Bellini's und die tiefe kraft-
volle Färbung Carpaecids zu feierlicher Grösse und machtvoller Wirkung.
Von gleicher Trefflichkeit, nur noch tiefer im Ton sind zwei Tafeln
in der Galerie Poldi daselbst mit den h. Paulus und Hieronymus.
Aus dem Jahre 1500 besitzt das Museum zu Berlin eine thronende
Madonna mit Heiligen, welche aus Lonigo stammt: ebenfalls grossartig