Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch, 
Frührenaissance. 
kostbarstes Kunstwerk, eine antike Büste der Faustina, zum Kauf an- 
zubieten, die jetzt noch im Museum zu Mantua sich befindet. Aber 
er trennte sich von „seiner lieben Faustina", mit solchem Schmerz, 
dass der Unterhändler überzeugt war, er werde den Verlust nicht 
überstehen. Und so kanres; der alte Meister, von Kummer und 
Sorgen aufgerieben, starb bald darauf, ohne die Erfüllung seines letzten 
Wunsches, den Markgrafen noch einmal zu sehen, zu erreichen, da 
dieser bei Papst Julius II. in Perugia zurückgehalten wurde. Als sein 
Sohn Lodovieo die Erbschaft antrat, waren 200 Dukaten Schulden vor- 
handen und ausserdem forderte die Kapelle noch 100 Dukaten. Er 
musste froh sein, durch Verkauf der noch in der Werkstatt vorhan- 
denen Kunstwerkc, zu denen der Triumph des Scipio und die Pietät 
der Brera gehörte, den Ausfall decken zu können.  
Unter den Schülern, deren Mitwirkung sich der Meister nament- 
lich in den letzten Zeiten bedient hatte, sind seine beiden Söhne Lodovico 
und Francesco als schwächere Nachfolger des Vaters zu nennen. Sie 
sowie die übrigen Schüler entbehren jedoch einer selbständigen Be- 
deutung. Dagegen sind die zahlreichen Bilder in öffentlichen und 
Privatgalerieen, welchen man den Namen des grossen Meisters beizu- 
legen liebt, meistens solchen Schülerhänden zuzuschreiben. 
Ungemein gross war der Einfluss, welchen Mantegnafs Stil weit- 
hin in Oberitalien auf alle. gleichzeitigen Künstler ausübte. Keine Schule 
blieb davon unberührt, jede suchte sich seine Ausdrucksweise anzu- 
eignen, so dass die schwächeren Merkmale eigner Kunstrichtung in 
diesem Streben bald völlig untergingen. So zunächst die Künstler von 
Vicenza, unter denen neben dem unbedeutenderen Giovamzz" Speranzce 
(ein ziemlich trockenes und blasses Altarstück der Himmelfahrt Maria 
in der Galerie zu Vicenza) der energische Bartolovnmeo Montagna aus 
Brescia eingehende Beachtung verdient. In den achtziger Jahren ist 
er in Vicenza sesshaft, wird aber bald wegen seines wachsenden Ruhmes 
nach auswärts berufen, arbeitet in Bassano, gewinnt Berührungen mit 
den Venezianern, unter denen besonders Carpaecio ihm sinnesverwandt 
war, vervollkommnet seinen Stil durch einen Aufenthalt in Padua im 
Studium der herben Grossartigkeit Mantegnafs, ist sodann in "Verona 
thätig und lebt zuletzt wieder seit 1496 als hoehangesehener berühmter 
Künstler in Vicenza, wo er bis zu seinem Tode 1523 unablässig thätig 
ist. Sein Gebiet" beschränkt sich fast ausschliesslich auf das Andaehts- 
bild, für das er den feierlichen Ernst der Oberitaliener und bald auch 
die freiere grossartige Anordnung eines Giovanni Bellini gewinnt. Seine
	        
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