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Buch.
Die Fri
ihrenaissance.
zurückerworben wurden. Acht sorgfältig grau in grau gemalte spätere
Kopien, bei Welchen die von Mantegna herausgegebenen Kupferstiche
und Holzschnitte benutzt worden sind, besitzt das Belvedere in Wien.
In reichen Einfassungen von Pilastern sieht man die ganze Pracht eines
solchen antiken Triumphzuges dargestellt. Tubabläser und Fahnen-
träger mit den Feldzeichen, andre mit gemalten Darstellungen der Siege
des Feldherrn schreiten voraus; Standbilder der Götter, Kriegsmaschinen
und Trophäen, Harnische und Rüstungen, kostbare Kunstwerke und
Prachtgeräthe in verschwenderischer Fülle werden getragen und ge-
fahren; Opferstiere, von Tempeldienern geleitet und von Musikanten
begleitet, schliessen sich an; dann folgen die afrikanischen Elephanten,
auf deren Rücken Blumenkörbe, Instrumente und Kandelaber aufgestellt
sind (Fig. 141); weiter schliesst sich unabsehbar eine Masse kostbarer
Beutestücke an, unter deren Last die Träger zusammenzubrechen drohen.
Im Gegensatz zu diesem rauschenden Triumph folgt dann der Zug der
Kriegsgefangenen, Männer, Weiber und Kinder mit dem mannigfach
ergreifenden Ausdruck der Trauer, verhöhnt von allerlei Volk, darunter
ein Zwerg, der auch hier nicht fehlen darf. Daran schliesst sich der
ausgelassene Chor von Musikanten und Fahnenträgern, und endlich
zieht auf seinem Siegeswagen der Imperator mit Scepter und Palm-
zweig einher, von der Victoria geleitet und von Standartenträgern,
Knaben und Jünglingen mit Lorbeerzweigen gefolgt. Ueberall bilden
den Hintergrund antike Prachtgebäude, Grabmäler, Tempel, Wasser-
leitungen, Säulen (die Trajanssäule mit dem Reiterbild Marc AurePs)
und andre Monumente. Das Ganze ist von so verschwenderischem
Reichthum mannigfachster Gestalten, dass es den Sinn des Beschauers
ähnlich berauscht, als wenn diese Tausende von Formen und Einzel-
heiten jeder Art in Wirklichkeit mit dem raschen Schritt eines Triumph-
zuges dem Auge vorüberzögen. Dabei ist das Studium des klassischen
Alterthums ein so tiefes, dass die ganze äussere Kulturerscheinung der
römischen Kaiserzeit in wahrhaft erstaunlichem Umfange sich darbietet.
In dem Kupferstichcyclus hat Mantegna noch ein Bild hinzugefügt,
ein Gefolge von Senatoren enthaltend, in deren Gruppe der Festjubel
würdevoll ausklingt.
In ähnlichem Sinn schuf der Meister später den Triumph des
Scipio, welcher sich jetzt in der Nationalgalerie zu London beündet:
eine gedrängtere Composition, grau in grau in Tempera ausgeführt,
ebenfalls reich an trefflichen Gestalten, von grosser Lebendigkeit in
Ausdruck und Bewegung, aber nicht frei von Manier und Ueberladung.