VII.
Kapitel.
laaduanische
Die
Ausläufer.
ihre
und
Schule
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Cherubköpfen in Wolken umgeben, in herber Majestät thronen, in-
dess das Kind auf ihrem Schoosse die Geberde des Segnens macht
Während diese Erscheinung herabschwebt, stehen vier Heiligengegtaltgn
zu beiden Seiten in dem energisch-plastischen Stil des Meisters, Zwischen
ihnen, zu ihren Füssen, sieht man drei Engelköpfe in Begleitung einer
Orgel Loblieder anstimmen. Dichtes Orangengebüsch, mit Früchten
beladen, wölbt sich beiderseits über den Köpfen der Heiligen zu einer
natürlichen Laube. Theilweise stark ausgeblasst in den Farben, eng-
behrt das Bild der ursprünglichen Kraft und Einheit der Wirkung,
aber es macht immer noch den stimmungsvollen Eindruck eines poetisch
ergreifenden kirchlichen Hymnus. Noch eigenthümlicher in der Auf-
fassung scheint ein Bild im Museum zu Kopenhagen zu sein, welches
Christus als Schmerzensmann thronend darstellt, wie er die Wunden
zeigt. Man sieht aus allen solchen Altarwerken, wie sehr die gesammte
Kunst Oberitaliens trotz ihres Naturalismus und ihrer antiken Studien
den kirchlichen Traditionen treu bleibt, während die florentinische Kunst
längst zu neuen Auffassungen durchgedrungen war.
Im Jahre 1488 wurde der Meister durch Papst Innocenz VIII.
nach Rom berufen, um die neu erbaute päpstliche Kapelle im Vatikan
mit Fresken zu schmücken. Mantegna hatte nach dem Tode seines
fürstlichen Herrn (1478) bei dessen Sohne Federigo dieselbe Gunst
und Förderung gefunden, und als dieser schon 1484 starb, war sein
Nachfolger Francesco II. trotz seiner Jugend dem grossen Künstler
nicht minder zugethan. Er beurlaubte ihn und verlieh ihm, um ihn
auch äusserlich am römischen Hof in angesehener Stellung einzuführen,
die Ritterwürde. Zwei volle Jahre arbeitete Mantegna dort, wie er
selbst sagt, ohne Beihülfe, in dem Bestreben, sein Bestes zu thun und
dem erlauchten Hause Gonzaga Ehre zu machen. Um so mehr haben
wir die Zerstörung dieser Werke zu beklagen, die durch Pius VI. sammt
der Kapelle bei Anlage des Braccio nuovo schrnählich vernichtet wurden,
A18 Mantegna, 1490 nach Mantua zurückkehrte, gab er sich zunächst
mit allem Eifer der Vollendung eines monumentalen Werkes hin, welches
er 148,5 begonnen hatte und bis zum Ausgang des Jahres 1491 fertig
brachte. Es sind die berühmten neun grossen Bilder vom Triumph-
zuge Cäsars mit höchster Vollendung in Wasserfarben auf Leinwand
gemalt, jetzt arg entstellt durch rohe Uebermalung im Schlosse Hampton-
court aufbewahrt. Ursprünglich für einen herzoglichen Palast in
Mantua ausgeführt, gelangten sie später in die Sammlung König Karls L,
nach dessen Enthauptung sie für 1900 Pf. St. verkauft, später aber