Kapitel.
VII.
paduanischg
Die
Schule
Ausläufer.
ihre
und
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lich und in klarer warmer Färbung meisterhaft durchgeführt. In der-
selben Sammlung ein köstlich behandeltes Triptychon (Nr. 1111), die
Anbetung der Könige, die Beschneidung und die Auferstehung Christi
darstellend. Auch eine kleine Madonna in der Galerie zu Bergamo
ist von ähnlicher Milde bei vorzüglicher Durchführung in einer klaren,
fast aquarellartigen Färbung. Denselben idyllischen Charakter betont
die schöne Altartafel der Madonna mit der h. Magdalena und Johannes
dem Täufer in der Nationalgalerie zu London, die als eins seiner
mildesten und edelsten Werke bezeichnet werden muss (Fig. 140).
Mit unvergleichlich feinem Formgefühl modellirt, in allen Theilen von
der grösstcn Vollendung, in weich verschmolzener klarer Färbung, die
selbst in den Schatten licht und durchsichtig ist, entzückt das Bild
durch die jungfräuliche Anmuth der Madonna, durch den lieblichen
Ausdruck des reizend bewegten Kindes, durch den von milder Weh-
muth angehauchten Ernst des Täufers und die fast üppige, goldlockige
Schönheit der Magdalena mit dem schwärmerischen Aufblick.
Aus derselben späteren Zeit des Meisters besitzen Wir sodann zwei
grosse Altarliildei- der Madonna, wo dieselbe in ganzer Feierlichkeit
als Himmelskönigin erscheint. Das erste ist die allerdings sehr un-
eigentlich sogenannte „Madonna della Vittoria", 1496 in Folge eines
Gelübdes für Francesco Gonzaga gemalt, jetzt im Louvre. Der Mark-
graf war ein Jahr vorher als Feldherr der italienischen Liga durch
das kleine Heer König Karls VIII. geschlagen worden und hatte in
der Bedriingniss jener Tage der Madonna eine Kirche gelobt, für welche
Mantegna das Altarbild malen musste. Die Himmelskönigin sitzt mit
ihrem Kinde auf prächtigem Marmorthron in einer mit Laubgewinden
geschmückten Nische, umgeben von den h. Longinus und Andreas,
Georg und Michael. Sie senkt die schützende Rechte gegen den Mark-
grafen, der in Kriegsrüstung an den Stufen des Thrones kniet, wah-
rend ihm gegenüber die h. Elisabeth sich fürbittend ebenfalls auf die
Kniee niedergelassen hat. Grossartig aufgebaut, zeigt das Bild einen
bedeutenden Fortschritt in der Composition über die früheren Altar-
tafeln Mantegnafs, deren einzelne Gestalten statuarisch indifferent neben
einander stehen. Ungemein streng in Zeichnung, Modellirung und
malerischer Ausführung, reich und prächtig in der Ausstattung, macht
das Werk jenen festlichen Eindruck kirchlicher Erhabenheit, in Welchem
unter den Zeitgenossen keiner ihm gleichkommt. Die segnendc Ma-
donna ist vornehm huldvoll, nur ihr Kopf ebenso wenig angenehm,
wie der des Kindes. Unter den Heiligen hat St. Michael jugendlich