VII.
Kapitel.
Die
und
Schule
paduanische
Ausläufer.
ihre
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Andreas Hantegnaa dies Werk sorgfältig vollendet habe („suus Andreas
Mantinia Patavus opus hoc tenue ad eorum decus absolvit anno
ILCCCCLXXIIII"). In diesen gemalten Putten erreicht der Künstler
eine Schönheit der Form, die einen bedeutenden Fortschritt gegen die
Werke seiner ersten Epoche bekundet. Neben die Thür, über deren
Gesims ein Vorhang zurückgeschlagen erscheint, hat Mantegna einen
prächtigen Kuppelbau gemalt. An der Fensterwand befindet sich
wiederum eine leider stark verblasste und zerstörte Familienscene. Der
Markgraf sitzt mit seiner Gemahlin, einer brandenburgischen Prinzessin
und seinen Kindern im Freien, von Hofleuten umstanden. Andere
sieht man auf einer Treppe ab- und zuschreiten; es fehlt nicht unter
der Umgebung die damals an den Höfen unentbehrliche Zwergin; im
Hintergrund wieder ein antiker Phantasiebau. Die Scharfe, Genauig-
keit und Sicherheit, die chronikartige Nüchternheit undiunerbittliche
Treue in Schilderung der wirklichen Existenz, die jede Versuchung
nach dem Anmuthigen verschmäht, ist von erstaunlicher Wirkung.
Ueber diesen Realismus breitet die Malerei der Decke den Glanz
eines poetisch verklärten Lebens. In den Schildbogenfeldern, deren
jede Seite drei zahlt, sind auf blauem Grunde verschiedene, stark zer-
störte Embleme gemalt. Die Decke selbst bildet ein flaches, mit Kreuz-
rippen durchzogenes Gewölbe mit zwölf Stichkappen, in welchen grau
auf Goldgrund Scenen aus den Mythen des Herkules, Apollo und
Orpheus angebracht sind. In den Rautenfeldern sind acht Büsten
römischer Kaiser gemalt, von reichen Laubkränzen mit flatternden
Bändern umfasst, getragen von herrlichen Genien, die auf den herab-
reichenden Kappen fussen. Die Gewölbrippen endlich sind mit doppel-
tem Bandgeflecht umwunden und an den Durchschneidungspunkten mit
goldenen Rosetten geschmückt. Dies Alles zeugt vom lautersten de-
korativen Geschmack. In der Mitte endlich scheint sich, von einem
üppigen Fruchtkranz umschlungen, das Gewölbe zu öffnen, von einer
meisterlich perspektivisch gemalten Balustrade umgeben, auf deren
Rande ein Pfau stolzirt, während geputzte Frauen, dabei auch eine
Mohrin, darüber weg in den Raum hinabblicken und köstliche nackte
Kinder neugierig die Köpfe durch die Oeifnungen der Balustrade
stecken, andre verwegen auf dem inneren Fussgesims stehen, von
denen der eine sich von der Rückseite zeigt (Fig. 139). Einer hält
einen Apfel, ein andrer setzt sich einen Kranz auf, ein kleiner Dick-
kopf hat sich eingeklemmt und sein Nachbar sieht ihm schelmisch zu.
Ueber alles das scheint "der blaue Himmel mit leichten Wölkchen