Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

VII. 
Kapitel. 
Die 
und 
Schule 
paduanische 
Ausläufer. 
ihre 
467 
Andreas Hantegnaa dies Werk sorgfältig vollendet habe („suus Andreas 
Mantinia Patavus opus hoc tenue ad eorum decus absolvit anno 
ILCCCCLXXIIII"). In diesen gemalten Putten erreicht der Künstler 
eine Schönheit der Form, die einen bedeutenden Fortschritt gegen die 
Werke seiner ersten Epoche bekundet. Neben die Thür, über deren 
Gesims ein Vorhang zurückgeschlagen erscheint, hat Mantegna einen 
prächtigen Kuppelbau gemalt. An der Fensterwand befindet sich 
wiederum eine leider stark verblasste und zerstörte Familienscene. Der 
Markgraf sitzt mit seiner Gemahlin, einer brandenburgischen Prinzessin 
und seinen Kindern im Freien, von Hofleuten umstanden. Andere 
sieht man auf einer Treppe ab- und zuschreiten; es fehlt nicht unter 
der Umgebung die damals an den Höfen unentbehrliche Zwergin; im 
Hintergrund wieder ein antiker Phantasiebau. Die Scharfe, Genauig- 
keit und Sicherheit, die chronikartige Nüchternheit undiunerbittliche 
Treue in Schilderung der wirklichen Existenz, die jede Versuchung 
nach dem Anmuthigen verschmäht, ist von erstaunlicher Wirkung. 
Ueber diesen Realismus breitet die Malerei der Decke den Glanz 
eines poetisch verklärten Lebens. In den Schildbogenfeldern, deren 
jede Seite drei zahlt, sind auf blauem Grunde verschiedene, stark zer- 
störte Embleme gemalt. Die Decke selbst bildet ein flaches, mit Kreuz- 
rippen durchzogenes Gewölbe mit zwölf Stichkappen, in welchen grau 
auf Goldgrund Scenen aus den Mythen des Herkules, Apollo und 
Orpheus angebracht sind. In den Rautenfeldern sind acht Büsten 
römischer Kaiser gemalt, von reichen Laubkränzen mit flatternden 
Bändern umfasst, getragen von herrlichen Genien, die auf den herab- 
reichenden Kappen fussen. Die Gewölbrippen endlich sind mit doppel- 
tem Bandgeflecht umwunden und an den Durchschneidungspunkten mit 
goldenen Rosetten geschmückt. Dies Alles zeugt vom lautersten de- 
korativen Geschmack. In der Mitte endlich scheint sich, von einem 
üppigen Fruchtkranz umschlungen, das Gewölbe zu öffnen, von einer 
meisterlich perspektivisch gemalten Balustrade umgeben, auf deren 
Rande ein Pfau stolzirt, während geputzte Frauen, dabei auch eine 
Mohrin, darüber weg in den Raum hinabblicken und köstliche nackte 
Kinder neugierig die Köpfe durch die Oeifnungen der Balustrade 
stecken, andre verwegen auf dem inneren Fussgesims stehen, von 
denen der eine sich von der Rückseite zeigt (Fig. 139). Einer hält 
einen Apfel, ein andrer setzt sich einen Kranz auf, ein kleiner Dick- 
kopf hat sich eingeklemmt und sein Nachbar sieht ihm schelmisch zu. 
Ueber alles das scheint "der blaue Himmel mit leichten Wölkchen
	        
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