Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Epoche. 
Altchristliche 
ins Achteck, dann in den Kreis der Kuppel übergehen. Das Gewölbe ist 
mit Mosaiken geschmückt, welche, grossentheils zerstört oder übermalt, 
doch in ihren Resten werthvolle Arbeiten der constantinischen Epoche 
zeigen. In den Zwickeln sieht man die bekannten Symbole der Evan- 
gelisten, darunter der Löwenkopf mit überraschend lebendigem Aus- 
druek, der Engel mit harten Zügen und scharfen dunklen Schatten, 
aus denen die grossen Augen mächtig hervorleuchten. Es ist vielleielit 
das früheste monumentale Beispiel dieser Symbole, die ihren Ursprung 
M18 HßSßkiel (I. Ü, X. 14) ableiten. Darüber sieht man an den 
Zwickelwänden je zwei Hirsche zweimal wiederkehrend, abwechselnd 
mit ihnen zwei Lämmer, an den Wandfeldern dazwischen je zwei 
schreitende weissgekleidete Heiligengestalten, in den Händen Kronen 
tragend, in Charakter, Bewegung, Ausdruck und Tracht in würdiger 
Weise antikisirend. Zwischen diesen die Brustbilder Christi und der 
Madonna, beide in Fresko wohl an Stelle früherer Mosaiken. An der 
Kuppel selbst waren acht Scenen aus dem Leben des Erlösers dar- 
gestellt, die aber wegen starker Zerstörung kaum noch zu erkennen 
sind. Im Scheitel des Gewölbes erblickt man in einem Kreise auf 
blauem goldgestirnten Grunde in goldnen Schriftzügen das Monogramm 
Christi. 
Verwandten Charakter hat das Apsismosaik in S. Pudenziana 
zu Rom , die in ihrer ersten Anlage zu den ältesten Kirchen gehört. 
In der Mitte Christus in langherabtliessendem Haar und vollem Bart, 
frei und edel wie ein Werk der Antike, mit schön motivirtem Falten- 
wurf des Gewandes, noch ohne alle Starrheit. Er thront auf blauem 
Grunde, der mit seinen weissen Wolken den Himmel naehahmt und 
mit dem Kreuz sowie den Symbolen der Evangelisten geschmückt ist. 
Die Rechte zum Segnen erhoben halt der Erlöser in der Linken das 
heilige Buch und ist zu beiden Seiten von einer Reihe Heiliger um- 
geben, die nur im Brustbilde sitzend dargestellt sind. Sie machen den 
feierlichen Eindruck einer antiken Senatsversammlung, wie denn das 
ganze Werk von einem köstlichen Nachklang klassischer Kunst erfüllt 
ist. Auf den beiden ä-ussersten Flügeln Praxedis und Pudenziana, 
Martyrerkronen in den Händen und dabei sehr gut erhalten, Während 
die übrigen Theile starke Restaurationen verrathen. Den Hintergrund 
bilden Gebäude in antikem Charakter, ohne Zweifel das himmlische 
Jerusalem darstellend. 
Man sieht deutlich, wie bereits im vierten Jahrhundert der Ueber- 
gang zur historischen Darstellung gesucht und gefunden wird, so dass
	        
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