VII.
Kapitel.
Schule
Die luadualmische
und
Ausläufer.
ihre
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Reihe sieht man den Heiligen, wie er als riesenhafter Mann von Kriegern
verehrt wird. Inschriftlich als Werk des Ansuino von Forli bezeichnet,
enthält es immerhin einen Fortschritt zu freierer Formgebung und
weicherer Färbung. Daneben hat Bo11o den Heiligen dargestellt, wie
er den recht hässlichen Christusknaben auf seinen Schultern durch den
Fluss tragt, ein Bild, das wieder zu den härtesten und unerfreulichsten
des ganzen Cyclus gehört. Auf der gegenüberstehenden linken Wand
malte nun Pizzolo die Berufung des Jacobus und Johannes zu Aposteln,
und Jacobus, der die Dämonen der Besessenen austreibt. Übwohl auch
hier die statuarische Härte der Behandlung und die bäurische Rohheit
der Typen, welche dieser Schule eigen sind, sich nicht verkennen lassen,
so ist doch andrerseits ein Uebergang zu lebensvollerer Auffassung und
dramatischer Schilderung unleugbar. Pizzolo war offenbar in der ganzen
Schule dem Mantegna allein ebenbürtig; durch seinen frühen Tod
räumte er diesem ebenso das Feld, wie später Giorgione dem Tizian.
Die Vollendung der Gemälde fiel nunmehr Mantegna zu, der hier die
ersten monumentalen Proben seines hervorragenden Genius liefern sollte.
Zuerst malte er in der zweiten Reihe der linken Wand die Taufe
des Hermogenes durch Jacobus. In einem mit klassischer Architektur
umgebenen Hofe steht der Heilige, etwas steif vorgebeugt, dem vor
ihm mit dem Ausdruck ehrfnrchtsvoller Sammlung knieenden Taufling
das Wasser auf den kahlen Scheitel giessend, von welchem es in einem
Staubregen abprallt. Einige Zuschauer, zum Theil vom Rücken ge-
sehen, darunter auch ein Knabe, der ein jüngeres Brüderchen hält,
umgeben die Hauptgruppe. In den Gestalten herrscht noch die scharfe
Härte der Bronzeplastik, in den knittrigen gebauschten, wie an den
Leib geklebten Gewändern der übertriebene Einfluss Donatellds, in den
Köpfen mit Ausnahme des überaus würdigen Täuflings sind die häss-
lichen plebejischen Typen noch nicht überwunden; aber das Ganze
macht doch durch den tiefen Ernst und die strenge Geschlossenheit
der Composition einen ergreifenden Eindruck. Die perspektivische
Darstellung und das architektonische Beiwerk sind mit sicherer Meister-
schaft gehandhabt. Noch bedeutender ist daneben die Darstellung des
Jacobus vor Herodes Agrippa (Fig. 137), WO namentlich 111 dem
Triumphbogen, der die Scene abschliesst, sowie in dem antiken Kostüm
sämmtlicher Figuren ein tiefes Studium des klassischen Alterthums sich
bekundet. Von schlagender Wahrheit ist wiederum die Schilderung
des Moments, und obwohl sämmtliche Köpfe der des Heiligen nicht
ausgenommen, durch hausbackene Hässlichkeit auffallen und die mageren