Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

VII. 
Kapitel. 
paduanische 
Schule 
Ausläufer. 
ihre 
und 
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Formgebung hält auch er sich gleich den übrigen Paduanern mehr 
an plastische Vorbilder, als an die Wirklichkeit, so dass namentlich in 
seinen früheren Arbeiten man den Eindruck von Uebersetzungen aus 
der Skulptur erhält und auch die Färbung mit ihren scharfen, kalten 
Lichtern geradezu an Bronzen erinnert. Trotz dieser Einseitigkeit liegt 
aber eine solche Macht und Grösse des Willens in diesen Werken, 
dass man ihre Reizlosigkeit bald überwindet und durch ihren gross- 
artigen Ernst, ihre männliche Gediegenheit zur Bewunderung genöthigt 
wird. In Fresken wie in Temperabildern  die Oelmalerei verschmäht 
er  arbeitet er mit einer Gewissenhaftigkeit, die kaum ihres Gleichen 
findet. Für das Studium des Lebens und für feinere Durchbildung des 
Kolorits ist endlich der Einfluss des Jaeopo Bellini nicht zu unter- 
schätzen, welcher damals längere Zeit in Padua wirkte und mit Man- 
tegna so nahe verbunden war, dass er diesem seine Tochter Nicolosia 
zur Frau gab. 1 
Wie Mantegna allmählich aus der Schule Squarciones herauswuchs, 
ist nirgends so klar zu erkennen, als in der Christophskapelle der 
Erernitani zu Padua, deren Ausmalung nach 1443 dem Squarcione 
übertragen wurde. Was zwanzig Jahre früher die Brancacci-Kapelle 
für die liorentiner Kunst geworden war, das sollte die Kapelle der 
Eremitani für die oberitalienische Malerei werden. Die Kapelle stösst 
als ein mit spitzbogigem Kreuzgewölbe überdecktes Rechteck an das 
südliche Querschiff der Kirche und schliesst nach gothischer Weise mit 
fünf Seiten aus dem Achteck. Wände und Gewölbe sollten mit Fresken 
bedeckt werden. An den beiden Hauptwänden sind in drei Reihen 
übereinander je sechs grosse Bilder aus der Legende der h. Jacobus 
und Christoph, den Patronen der Kapelle, ausgeiiihrt, an den vier 
Gewölbkappen die Brustbilder der Evangelisten in Medaillons, in der 
Wölbung der Apsis Gottvater zwischen den Apostelfürsten und den 
beiden Lokalheiligen, darunter die Brustbilder der vier Kirchenvater, 
an der Altarwand endlich die Himmelfahrt der Madonna. 
Was zunächst hier auffällt, ist der Reichthum und die Schönheit 
der Dekoration, deren Elemente den plastischen und architektonischen 
Werken des klassischen Alterthums nachgebildet sind. An den schmalen 
Gewölbkappen des Chores hängen über den Heiligeniiguren prächtige 
Blumenguirlanden herab. Am vorderen Kreuzgewölbe fassen farbige 
Ornamentbänder die Gewölbrippen ein, und die Medaillons mit den 
Evangelisten sind von Blumengewinden umkränzt, die mit ihren flatternden 
Bändern den Eindruck lebensvoller Heiterkeit gewähren und mit den
	        
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