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Buch.
Frührenaissance.
Die
Als Holzmosaicisten und Intarsiatoren führten sie in Padua, Parma,
Modena eine grosse Anzahl reicher Chorgestühle aus, die sie, zum Theil
nach Zeichnungen Squarcionds, 'mit den beliebten perspektivischen Pro-
spekten in eingelegter Arbeit schmückten. Daneben stellte das rührige
Brüderpaar Terracotten und Gemälde her und richtete sogar eine Buch-
druckerei ein, aus welcher schon 1462 ein Nachdruck von Gutenbergs
Bibel hervorging. Den Namen "Cristoforus de Lendinaria" sammt der
Jahrzahl 1.482 finden wir an einer Madonna der Galerie zu Modena,
die durch kraftvolle Modellirung, frisches tiefes Kolorit in versehmolzenem
Farbenauftrag, streng plastischen Gewandstil sich als eine tüchtige Arbeit
ausweist. Wichtiger indess unter den eigentlichen Schülern Squarcionds
erscheint Niccolö Pizzolo als der Einzige, der mit Mantegna zu wett-
eifern vermochte, aber durch seine Vorliebe für das Walfenhandwerk
einem frühen gewaltsamen Tode erlag.
Hoch über diese und alle übrigen Schüler Squarcionds erhebt
sich die Gestalt desjenigen Künstlers, in welchem das Streben dieser
Schule seinen Höhepunkt erreicht und der zu den Grössten dieser
schöpferischen Zeit gehört: Andrea Mantegna. In Padua 1431 in dürf-
tigen Verhältnissen geboren, fiel er früh dem Squarcione durch seine
künstlerische Begabung auf, so dass dieser ihn adoptirte und den zehn-
jährigen Knaben als seinen Pilegesohn in die Malerzunft eintragen liess.
Wir können uns vorstellen, dass die frühesten Arbeiten Mantegna's
sich nicht Wesentlich von dem harten Skulpturstil eines Zoppo unter-
schieden haben werden, denn selbst noch in seiner reiferen Zeit ver-
mag er sich von dieser herben Einseitigkeit schwer loszumachen und
unterscheidet sich nur durch die Tiefe seiner anatomischen Kenntnisse,
durch sein gründliches perspektivisches Wissen und durch die gewal-
tige Kraft dramatischen Ausdrucks. Für seine Entwicklung war es
von grösster Bedeutung, dass damals Fra Filippo und mehr noch
Donatello in Padua thatig waren. Weniger die milde Anmuth des
Ersteren, als der trotzige Realismus und die leidenschaftliche Wucht
des Letzteren mit der ganzen Kraft plastischer Lebendigkeit wirkte
auf die innerlich verwandte Natur Mantegna's ein. In der Kunst wie
im Leben von abstossender Herbheit, gehört er zu jener Reihe von
Künstlern, welche Charakteristik und Lebendigkeit um jeden Preis
anstreben, und deren durchaus männliche Natur das Holdselige, Weiche,
Empfindsame nur ausnahmsweise zulässt. Im Ausdruck der Leiden-
schaft geht er gleich Donatello bis an die äusserste Grenze und bebt
selbst vor der Grimasse des wilden Aufschrefs nicht zurück. In der