VII.
Kapitel.
paduanische
Die
und ihre Auslähfer.
Schule
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Bilde der Madonna im Pal. Manfrin zu Venedig „Zoppo di Squarcione"
nennt. Später ging er nach Bologna und übertrug dorthin den scharfen
plastischen Stil der Paduaner. Auf einer grossen Altartafel des Mu-
seums zu Berlin vom Jahr 1471, bezeichnet DMarco Zoppo da Bo-
lognia", sieht man die Madonna auf einem marmornen Renaissance-
thron, umgeben von vier Heiligen. Die eckigen Gestalten sind mit
einer hausbackenen Nüchternheit dargestellt, Hände und Füsse bäurisch
plump, die Formen durchweg von metallner Schärfe, die Gewänder
wie nass an den Leib geklebt, dabei auch die Färbung kühl, reizlos
und trocken, und doch das Ganze nicht ohne den Eindruck einer ge-
wissen herben Grösse. Aehnlicher Art ist eine aus vielen Theilen be-
stehende Altartafel der Madonna mit Heiligen im Collegio de' Spagnuoli
zu Bologna, während ein Bild der h. Apollonia in S. Giuseppe da-
selbst sich zu grösserer Lebensfülle erhebt.
Viel unbedeutender ist der Dalmatiner Gregor-ab Schiavone, den
man unter der Bezeichnung "Opus Sclavoni Dalmatici Squarcioni" auf
einem Madonnenbilde des Museums zu Berlin kennen lernt. Auch
hier ist der Eindruck nicht sehr erfreulich, die Modellirung Wiederum
gar zu herb und scharf, die Haltung steif, der Kopf der Madonna
indess nicht ohne eine gewisse Vornehmheit, aber doch ausdruckslos,
das Kind hässlich, die Farbe aber von einem gewissen Schmelz bei
kräftig tiefen Tönen. Bedeutender ist das Altarbild einer thronenden
Madonna mit vier Heiligen in der Nationalgalerie zu London, auf
welchem der Künstler sich ausdrücklich als Schüler Squarcionds be-
zeichnet. In der Lünette sieht man den todten Christus, in der Pre-
della vier Drustbilder von Heiligen. Hier verbindet sich mit einer
merkwürdigen Kraft der Modellirung ein warmes" Kolorit auf goldnem
Grunde, welches auf den Einiiuss der Venezianer, wahrscheinlich des
Jacopo Bellini deutet. Der Künstler hat ausserdem den nicht unge-
schickten Versuch gemacht, einen tiefen Augenpunkt, offenbar im Wett-
eifer mit Mantegna, anzunehmen und die Köpfe demgemäss in starker
Verkürzung zu zeichnen. Den Einiiuss der Paduaner Schule findet
man sodann bei Bartolommeo Bonascia, von welchem die Galerie zu
Modena ein bedeutendes Bild der Pietä. mit dem Namen des Meisters
und der Jahreszahl 1485 besitzt, dessen grossartige Typen und streng
plastische Behandlung an Mantegna erinnern, während das warme
Kolorit auf den Einfluss Bellinfs deutet. Ferner gehören in diese Schule
die Brüder Lorenzo und Cristoforo Oanozzi, der erstere 1425, der an-
dere etwas später in Lendinara als Söhne eines Tischlers geboren.