Siebentes
Kapitel.
Die
paduanische
Schule
und
ihre
Ausläufer.
Was für Mittelitalien Florenz, das wurde für Oberitalien Padua:
Vorort und Führer in Neugestaltung der Kunst. Doch merkt man
sogleich, dass die Malerei hier nicht auf den Anschauungen des mannich-
fach bewegten Lebens eines mächtigen politischen Centrums mit frei-
heitlicher Verfassung beruhte, sondern mehr von den ausschliesslich
gelehrten Tendenzen einer Gelehrtenrepublik getragen wurde. Die
Stadt hatte nach schweren Erschütterungen in den Kämpfen verschie-
dener Gewaltherrscher sich endlich 1405 der Üebermacht Venedigs
ergeben. Vergebens suchte der letzte Herrscher, Francesco Carrara,
Schutz beim Dogen; mit der in der venezianischen Staatskunst her-
kömmlichen Grausamkeit wurde er sammt seinen beiden Söhnen in
einen Käfig gesetzt und dann alle drei erdrosselt. Padua wurde fortan
venezianische Provinzialstadt; was ihm aber eine selbständige Be-
deutung verlieh, war das gelehrte Leben der Universität. Sie hatte
zuerst sämmtliche Wissenschaften umfasst, namentlich auch die Natm-
forschung gepflegt, wie denn der erste botanische Garten dort angelegt
ward. Schon Vergerio hatte dann, noch unter der Herrschaft der Carrara,
den Humanismus dorthin verpfianzt, der in der Geburtsstadt des Livius
mit besonderem Nachdruck gepflegt ward. Auch das künstlerische
Leben war schon. im Mittelalter nicht unbedeutend; aber es waren
meist auswärtige Meister, wie Giotto, Altichiero, Avanzo, welche fiir
die wichtigsten Unternehmungen herbeigerufen wurden. Eine eigene
Schule hatte sich nicht zu bilden vermocht, und ein halbes Jahrhundert
lang, seit den Arbeiten der letzten Giottisten, ist von keiner erheblichen
Kunstleistung mehr die Rede.
Der Beginn einer neuen Entwicklung sollte sich hier, charakte-
ristisch fiir die Üniversitätsstadt, nicht an eine grosse schöpferische