Kapitel.
Die
VOH
Schule
Umbrien.
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Brustbild in der StädePschen Sammlung zu
so übel zugerichtet, dass man den Meister
dagegen ist
zu erkennen
Frankfurt
kaum noch
vermag.
F rancia starb 1518; nicht wie Vasari berichtet, aus Erschütterung
über den Eindruck der h. Üäcilia RafaePs, an welcher er die Nichtig-
keit seiner Kunst erkannt hatte, denn er überlebte das Ereigniss der
Ankunft dieses herrlichen Bildes, über das er sicherlich aus voller
neidloser Seele sich gefreut hat, um einige Jahre.
Von seinen zahlreichen Schülern nennen wir zunächst seinen
älteren Sohn Giacoqzio (i- 1557), der die Richtung des Vaters ohne
selbständige Kraft mit ungleich schwächeren Mitteln fortsetzte. Dies
erkennt man an seinen Fresken in S. Cecilia, der Taufe Valerians
und dem lllartyrium der Heiligen. Recht ansprechend sind manche seiner
Altarbilder; Mehreres in der Pinakothek zu Bologna; gediegen und
tüchtig eine thronende Madonna mit dem Christkind und dem kleinen
Johannes, von vier Heiligen verehrt, in der Brera zu Mailand; ein
andres grosses Altarbild ebendort, vom Jahr 1544 und mit dem Namen
„Jacobus Francia" bezeichnet, ist ein Hauptwerk des Künstlers, zwar
etwas steif und nüchtern, aber von grosser Kraft der Färbung. Ein
originelles Bild, das den Triumph der Keuschheit darstellt, besitzt das
Museum zu Berlin. Ebendort eine grosse Tafel der Madonna, die
mit ihrem Kinde und dem kleinen Johannes spazieren geht, etwas kühl,
hart und steif in Bewegung und Farbe. Mehrmals hat Giacomo ge-
meinschaftlich mit seinem jüngeren Bruder Giulio (geb. 1488) gearbeitet
und dies Verhältniss dann durch die Bezeichnung „J. J. Francia" aus-
gedrückt. So im Museum zu Berlin ein grosses Bild der Verklärung
Maria vom Jahr 1525, die oberen Theile wärmer im Ton, die unteren
von schärferer und härterer Behandlung, so dass man die beiden Hände
deutlich unterscheidet. Aehnlich in S. Giov. Evang. zu Parma eine
Geburt Christi vom Jahr 1518 und ebendort ein andres Altarbild aus
demselben Jahr; ferner eine Madonna in der Pinakothek zu Bologna.
In etwas schwächlicher und äusserlicher Weise eignete sich auch
Timoteo Viti oder della Vite den Stil Francia's an. In Ferrara 1467
geboren, kam er als Goldschmied zu diesem und wurde von ihm in
der Malerei unterwiesen. Sodann liess er sich in Ürbino nieder, wo
er fünfzehn Jahre lang thätig war, bis er nach Rom ging und dort
eine Zeit lang als Gehülfe RafaePs arbeitete. Nach dem Tode des-
selben (1520) kehrte er nach Ürbino zurück, wo er in hohem An-
sehen bis an sein Ende 1523 lebte. Seine Bilder haben bei grosser,