Kapitel.
Schule von Umbrien.
Die
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geschmückt hatte. Nach Vertreibung der Familie (1507) gingen sie
bei der Zerstörung des Palastes zu Grunde.
Aus derselben Zeit datiren die Beziehungen zu Rafael, wahr-
scheinlich vermittelt durch Francia's Schüler Timoteo della Vite, der
ein Landsmann und Altersgenosse des grossen Urbinaten war. Wie
hoch Rafael die edlen Kunstwerke des liebenswürdigen Meisters schätzte,
dessen Seelenreinheit der seinigen so innig verwandt war, hat er in
einem Briefe vom 5. September 1508 selbst ausgesprochen. Er dankt
ihm darin für das übersandte Selbstporträt, entschuldigt sich, dass er
das seinige versprochener Massen noch nicht habe fertigen können,
schickt ihm eine Zeichnung der Geburt Christi und bittet, ihm dafür
Franciafs Composition der Judith zu senden. Indem er ihn sodann an
zwei für vornehme römische Gönner bestimmte Madonnenbilder mahnt,
fügt er hinzu, er freue sich auf dieselben und werde sie gewiss wie
die übrigen Werke Francia's bewundern, da er von keinem Künstler
schönere und frömmere Bilder gesehen („n0n vedendone da nissun'
altro piü belle e piü divote e ben fatte"). Von Francia dagegen kennen
wir ein Sonett an Rafael, in Welchem er diesen mit dem Ausdruck
herzlicher Bewunderung verherrlicht und ihn den Maler aller Maler
nennt („che tu solo il pictor sei de' pictori").
Diese Berührung spricht sich auch in den Werken Franciafs durch
eine Vervollkommnung der gesammten Darstellungsweise aus, welche
seinen Meisterschöpfungen den Stempel edelster Anmuth und reinster
Schönheit aufprägt. Obwohl er durch die Vertreibung der Bentivogli
seine eifrigsten Gönner verlor, war doch bei seinem immer weiter ge-
drungenen Ruhme kein Mangel an Aufträgen. Zu den schönsten Ar-
beiten dieser späteren Zeit des Meisters gehört die Taufe Christi im
Museum zu Dresden, mit dem Namen und der Jahrzahl 1509 be-
zeichnet (Fig. 136). Das fein Abgewogene in den beiden einander
gegenüberstehenden Gestalten, die milde Demuth in der Haltung Christi,
der würdevolle Ernst in Kopf und Geberde des Täufers, die köstliche
Anmuth der aufwartenden Engel, das Alles in einer Landschaft von
idyllischem Zauber, verleiht diesem Werke trotz einiger Herstellungen,
die es erfahren hat, hohen Werth. Trefflich ist in derselben Samm-
lung das kleine Predellenbild der Anbetung der Könige, den Jugend-
werken RafaeYs in Geist und Form innig verwandt. Ebendort auch
noch eine kleine Tafel der Madonna mit dem Kinde, eins jener zahl-
reichen Werke jener Zeit, in welcher das einfach Idyllische dieser
schönsten Farnilienscene ohne kirchliche Beziehung zur rein mensch-