Kapitel.
Schule
Die
Umbrien.
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angehören (Nr. 125), welche, er laut Inschrift für seinen Freund Bar-
tolommeo Bianchini gemalt hat, noch auffallend hart und scharf in der
Zeichnung und kühl in der Färbung. Für die Madonna della Miseri-
cordia in Bologna malte er sodann 1490 ein grosses Altarbild der
thronenden Madonna mit sechs Heiligen und dem knieenden Stifter
Bartolommeo Felicini, noch streng im symmetrischen Aufbau und von
gediegener Durchbildung. Er bezeichnet sich hier wie auf den meisten
seiner Bilder als Goldschmied. Ungefähr derselben Zeit gehört die
Verkündigung in der Brera zu Mailand, ein empfindungsvolles Werk;
die heitere Frühlingslandschaft mit der schönen Baumgruppe im Mittel-
grunde, die sich im Wasser spiegelt, erinnert an die Art des Lorenzo
Costa. Auffallend hart dagegen ist eine Madonna, die ihr auf einem
Tische stehendes Kind hält, in der Pinakothek zu München, wohl
kaum dem Meister selbst zuzuschreiben, wenn es nicht etwa zu seinen
frühesten Arbeiten zählt, die allerdings, wie jene h. Familie zu Berlin,
an die scharfe Behandlungsweise der älteren Ferraresen erinnern.
Dagegen gehören zu den bedeutendsten Bildern seiner vollendeten
Meisterschaft die Madonna mit vier Heiligen in der Pinakothek zu
Bologna, die edle Pieta daselbst und das grosse Altarbild der thronenden
gMadonna in der Bentivogliokapelle von S. Giacomo maggiore vom
Jahr1499, wo besonders die musizirenden Engel, der schöne Sebastian
und der ausdrucksvolle Johannes fesseln und das tiefe, leuchtende
Kolorit der süssen Innigkeit der Empfindung entspricht. Nicht minder
werthvoll eine thronende Madonna mit vier Heiligen in S. Martino,
eine Verkündigung mit den Heiligen Johannes und Hieronymus und
drei trefflichen Predellenbildern in der Pinakothek, eine herrliche Kreuz-
abnahme in der Galerie zu Parma, eine Himmelfahrt der Madonna in
S. Frediano zusLucca, eine edle Krönung der Maria im Dom zu
Ferrara, ferner vom Jahre 1500 eine Verkündigung mit vier Heiligen
in der Pinakothek zu Bologna (Fig. 135) und abermals eine thronende
Madonna ebendort. Im Museum zu Berlin sieht man eine in der
Herrlichkeit thronende, von Cherubim umschwebte Madonna mit Heiligen
vom Jahr 1502, trotz einiger Üebermalung ein Prachtbild von grosser
Schönheit, Milde und Feierlichkeit; in der Pinakothek zu München
eins seiner schönsten Altarwerke, die Madonna in einem Rosenhag
stehend, die Hände in höchster Innigkeit über der Brust gekreuzt und
das liebliche, am Boden ganz in Rosen gebettete Christuskind ver-
ehrend. Hier erfreut neben der Schönheit des Ausdrucks die meister-
hafte Durchbildung der Form, die taghelle Klarheit des Kolorits. (Eine
Lübke, Italien. Malerei. I. 29