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Buch.
Frührenaissance.
Madonna mit den h. Hieronymus und Franziskus, Briziils und Katharina
im Stadthause von Spoleto, an Schönheit der Empündung und Adel
der Auffassung eine seiner treiflichsten Arbeiten, leider stark beschä-
digt. (Fig. 134.) Noch mehrere Werke seiner Hand findet man in
verschiedenen Kirchen der Stadt, auf die näher einzugehen Wir uns
versagen müssen. Eine tüchtige Leistung ist ferner das Altarbild in
einer Kapelle der Unterkirche von S. Francesco zu Assisi, im Jahre
1516 ausgeführt.
Zu seinen spätesten Werken gehören die Fresken in der kleinen
Kirche S. Giacomo bei Spoleto. Der Chor hat drei Apsiden, von
denen die beiden kleineren in den Seitenwänden angebracht sind. In
der Elauptnische malte er eine Krönung der Madonna, bei welcher er
sich der Composition Fra Filippo's im Dom zu Spoleto im Wesent-
lichen anschloss, aber zu einer strengeren architektonischen Anordnung
zurüekkehrte und durch Zartheit der Empiindung und ebenso charakter-
"volle als anmuthige Gestalten, sowie durch Sorgfalt der Ausführung
seine ungebrochene Künstlerkraft bewährte. Unterhalb des Haupt-
bildes sieht man Scenen aus der Legende des h. Jacobus, oben am
Bogen in Medaillons die Verkündigung und zwei h. Frauen, in den
Seitennischen einzelne Heilige, theilweis übermalt. Diese Arbeiten
tragen das Datum 1526 und 1527. Wie sehr der Künstler in seiner
Heimath geschätzt war, erkennen wir aus der Verleihung des Ehren-
bürgerrechts von Spoleto im Jahre 1516, unter ausdrücklicher Her-
vorhebung seiner durch lange Jahre bewahrten Tugenden. Er scheint
um 1530 gestorben zu sein. Zahlreiche Werke seiner Schule in Kirchen
und Galerieen übergehen wir; doch darf eine treffliche Madonna im
Louvre Nr. 292 mit feinen grauen Schatten in dem warmen Goldton
noch als eine seiner sorgfältigeren Arbeiten bezeichnet werden.
Kaum eine andre Schule zeigt so Wenig Selbständigkeit und so
unbedingten Anschluss an die einmal festgestellte Richtung. Sowohl
Perugino als Pinturicchio und Spagna bedurften zu ihren zahlreichen
Arbeiten eine Menge untergeordneter Hülfskräfte, welche im Einzelnen
hier zu verfolgen zu weit führen würde. Wir nennen Giannicola Manni,
der- hauptsächlich in und bei Perugia thatig war, wo man in der
Akademie und in verschiedenen Kirchen, sowie in der Kapelle des
Cambio noch Werke von ihm findet. Bis tief in's 16. J ahrhundert-
er starb 1544 beharrte er in den engen Schranken traditioneller
umbrischer Kunstweise. Von ähnlicher Art ist Eusebio di S. Giorgio,
von welchem in der Galerie zu P eru gia eine aus S. Agostino stammende