Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Umbrien. 
Schule von 
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zuschauende Mönche mit brennenden Kerzen und daneben auch die 
Porträts Pinturicchids und Rafaefs. 1O. Pius II. zieht auf seinem 
Thronsessel in Ancona ein, um sich zum Kreuzzuge wider die Türken 
einzuschiffen. Bekanntlich ereilte ihn dort der Tod vor Ausführung 
des von ihm mit so grossem Eifer betriebenen Unternehmens 
Ueberblickt man die ganze Reihenfolge, so hat man den Eindruck 
eines heitren Legendenerzählers, der hauptsächlich in wortreicher 
Schilderung festlicher Scenen sich ergeht, dabei manchen anmuthigen 
Zug aus Menschenleben, Landschaft und architektonischer Umgebung 
anbringt, dem es aber an dramatischem Nerv, an der energischen Schil- 
derung geschichtlichen Lebens fehlt. Die Gestalten haben keine innere 
Lebendigkeit und sind meist nur mit einer gewissen äusseren Schein- 
barkeit zusammen gruppirt. So heiter das Ganze wirkt, so empfindet 
man doch hier am deutlichsten die Schranken der umbrischen Auf- 
fassung. Dass alle die grossen Fresken Pinturicchids übrigens so wohl 
erhalten sind, darf man wohl nicht bloss einem besonderen Glück, als 
namentlich dem ausgezeichneten technischen Verdienst des Meisters 
zuschreiben. Im Jahre 1508 gehörte er zu den Künstlern, welche 
durch Julius II. nach Rom berufen Wurden, aber sehr bald dem über- 
legenen _Genius Rafaefs weichen mussten. Pintnricchio kehrte mit 
Signorelli, dem dasselbe Schicksal zu Theil Ward, nach Siena zurück, 
wo dieser ihm einen Sohn aus der Taufe hob. Er hat dann dort noch 
im Auftrage Pandolfo Petrucci's Wandgemälde für dessen Palast aus- 
geführt, von denen eine Penelope, auf Leinwand übertragen, nach 
London in die Sammlung Barker gelangt ist. Er starb amEnde des 
Jahres 1513. 
Seine Tafelbilder, sämmtlich kirchlichen Inhalts und in Tempera 
ausgeführt, sind im Ganzen von geringerer Bedeutung. Eins seiner 
Werthvollsten Werke ist die thronende Madonna mit Heiligen, welche 
1498 für Sta. Maria fra fossi in Perugia ausgeführt, sich jetzt in der 
Akademie daselbst befindet. In der Lunette sieht man die Verkündigung 
und dazwischen eine Pieta, in der Predella Halbfiguren von Heiligen. 
Alles athmet hier die alterthümliche Befangenheit der Umbrier, aber 
erfüllt von inniger Empfindung und vorgetragen mit liebevollster Voll- 
endung. In St. Andrea zu Spello ebenfalls eine thronende Madonna 
mit Heiligen von 1508, besonders durch die Landschaft ausgezeichnet. 
Aus etwas früherer Zeit stammt die Krönung der Jungfrau in der 
Galerie des Vatikan, ein Bild von sorgfältiger Ausführung. Zu seinen 
schönsten Arbeiten gehört ein Rundbild der h. Familie in der Akademie
	        
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