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Buch.
Mittelalter.
Das
stantinischen Zeit beginnen, sich ein stetiges Sinken des künstlerischen
Vermögens, des Wollens sowie des Könnens verrath, so ist ihnen allen
doch eine Feierlichkeit der Stimmung, eine Grösse und Macht der
Totalwirkung eigen, die schwerlich von einer andern Technik erreicht
worden wäre.
Wohl ist auch hier die Antike der Ausgangspunkt; ja die frühesten
Werke stehen noch direkt unter dem Einfluss klassischer Dekoration
und zeigen nach Art der ältesten Katakombenbilder ein Ueberwiegen
des symbolischen Elements. Auch wo dann die Gestalten zu histo-
rischer Fülle und Bedeutsamkeit ausgeprägt werden, hüllen sie sich
immer noch in das antike Feierkleid der Toga, lassen im 'Wurf der
Gewänder, in Gebärden und Stellungen überwiegend die plastischen
Motive der Antike erkennen. Aber nicht vergeblich hatte die christ-
liche Malerei in den bescheidenen Wandbildern der Katakomben ihre
Schule gemacht. Eine Reihe von historischen Typen war gewonnen,
eine Summe von Darstellungen rein christlichen Inhalts mit neuen
Motiven, vor Allem mit einer speeiiisch christlichen Ausdrucksweise
hatte sich gestaltet, und mit diesem zu dem antiken Kapitale neu-
erworbenen Gute tritt die altchristliehe Malerei nunmehr in die zweite
Epoche ihrer Entwicklung.
Vor Allem gelangt sie jetzt bei den ungleich grösseren Aufgaben
zu einer Erweiterung ihres architektonischen Gefühls, das sich zu
grossartiger Raumsymbolik entfaltet. Den Hauptplatz, welcher die
ganze Längenperspektive der Basilika beherrscht und dem Eintretenden
sofort dominirend in die Augen springt, nimmt in der Regel die kol0s-
sale Gestalt des thronenden oder lehrenden Erlösers ein. Ihn begleiten
zu beiden Seiten die Apostelfürsten oder andere Heilige. Bisweilen
nimmt die Madonna die mittlere Stelle ein, oder wie in St. Agnese
die Patronin der Kirche; alle diese Gestalten in feierlicher Haltung,
von vorn gesehen, manchmal durch Palmbaume getrennt, so dass ein
streng architektonischer Eindruck vorherrscht. Den unteren Abschluss
der Darstellung bildet oft ein Fries, der das Lamm zwischen zwölf
andern Lämmern als Symbol ftir Christus und seine Jünger enthält.
An der Wand des Triumphbogens sieht man meist in der Mitte ein
kolossales Brustbild des Erlösers, umgeben von den Symbolen der
Evangelisten, verehrt von den vierundzwanzig Aeltesten der Apoka-
lypse. Alle diese Gestalten sind meist in das weisse Feierkleid, die
antike Toga, gehüllt, und auf dunkelblauen Grund, oder auch auf
Goldgrund gesetzt. Die ganze Darstellung abstrahirt von der Wirk-