Kapitel.
Epoche.
Altchristliche
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malerische Dekoration, dass selbst das Aeussere der Basiliken an her-
vorragenden Stellen, namentlich an der Faeade mit Mosaiken geschmückt
wurde. In ähnlicher Weise dekorirte man die Centra1bauten_ Hier
waren es die Wölbungen, welche im ganzen Umfange mit den pracht-
vollen Teppichen musiviseher Arbeit bekleidet wurden. Die Technik
dieser Werke ist, wie alles technische Verfahren jener Zeit, ein Erb-
theil des klassischen Alterthums. Stifte von farbigen Glasflüssen, die
man aus grösseren Scheiben schnitt, bilden das Material dieser musi-
vischen Werke. Für das Gold, welches man besonders zu den Gründen
brauchte, schmelzte man echte Goldblättchen auf die Oberfläche des
Glases, bisweilen sogar wurden sie noch mit einem Üeberfangglase
bedeckt. Diese grösseren oder kleineren Stiftä wurden in einen Kitt
ein esetzt der rasch trocknet und dann das anze zu einem stein-
harifen Üdberzug erstarren lässt. Man begreift, dass hier ein starker
Bcisatz von Handwerklichem der künstlerischen Arbeit beigemischt ist.
Auf dem mühsamen Wege von dem ersten Entwurf und der Farben-
skizze des Künstlers bis zur vollendeten Ausführung musste ähnlich
wie bei der Glasmalerei das Feinste der Coneeption, der freie Schwunlg
und Zug der Linien erstarren. Dazu kam, dass der meist kolossae
Maassstab bald zur Vergrösserung der Glaswürfel drängte, weil es
darauf ankam, den Gestalten auf weite Entfernung hin ihre Vvlläillälg
zu sichern. Dadurch gingen die feineren Formen verloren, un ie
Umrisse sowie die Hauptzüge der Gestalten, besonders der Gesichter,
erhielten eine überaus derbe Zeichnung. Da ausserdem nur eine be-
schränkte Anzahl ungebroehener Farben zu gewinnen war, so musste
man auf zartere Schattirung durch Halbtinten und Mischtönc verzichten
und erhielt dadurch zwar ungemein kräftige, aber auch oft grelle und
harte Wirkungen.
Alle diese Mängel aber, die in einer mehr naturalistischen Zeit
überaus empiindlich berühren würden, wiegen in jener Epüßllß 1010m
im Vergleich zu den Vorzügen jener Technik. Denn abgesehen von
ihrer gediegensten Solidität und höchsten Pracht, die ihr vor allen
andern Malartcn das Gepräge unvergleichlicher Monumentahtät verleiht,
kam es in jenen grossräumigen Werken weit weniger auf zarte Schat-
tirung und feines künstlerisches Empfinden an als auf ein Feßtstßllen
der grossen typischen Gestalten der christlich-kirchlichen Anschauung,
die hier im dauerhaftesten Material und in machtvollen Zügen wie für
't iixirt sind. Dazu war keine Malweise so geeignet wie
diZ Wenn nun auch in diesen Werken, die mit der con-