Kapitel.
Umbrien.
VOI]
Schule
Die
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bestimmt worden ist. Man sieht von ihm acht Tafelbilder aus dem Leben
des h. Bernhardin in der Galerie zu Perugia, Welche den Einfluss
des Piero della Francesea verrathen. Ebendort eine Madonna mit
Heiligen, von milder Anmuth und sorgfältiger Durchbildung, doch nicht
frei von alterthümlicher Befangenheit. In S. Francesco zu Diruta
ein Fresko vom Jahre 1475, welches Gottvater in einer Glorie, um-
geben von denHeiligen Roehus und Romanus, darstellt und den Künst-
ler in einer dem Perugino verwandten Richtung zeigt. Aus dem Jahre
1481 besitzt das Museum zu Berlin unter Nro. 129 eine Madonna
mit dem Kinde auf dem Schoosse, welche ebenfalls noch gewisse alter-
thümliche Formen aufweist, dabei aber durch edlen Gewandwurf und
durch die lebendige Bewegung des Kindes anspricht. Das Christuskind
ist wie ein Horentinischer Anklang von Botticelli. Eine treifliche
Madonna mit Engeln und Petrus und Paulus in der Pinakothek zu
Perugia trägt seinen Namen „Florentius Laurentii" mit der Jahres-
zahl 1487. Ein Wandbild der Madonna sieht man im Stadthause
daselbst, eine schöne Anbetung der Könige, die fast einem Perugino
gleicht, wiederum in der Galerie. Wie es scheint, war der Künstler
gegen Ausgang des Jahrhunderts in Rom thätig, wo verschiedene
Spuren auf ihn hindeuten. Er lebte noch 1521, doch lassen sich aus
den letzten zwanzig Jahren seines Lebens keine Arbeiten von ihm
nachweisen. Es hat daher viel Wahrscheinlichkeit, wenn man die bis-
her dem sogenannten Ingegno oder Andrea Alooigi zugeschriebenen
Werke neuerdings auf Fiorenzo zurückführt.
Neben diesen Talenten zweiten Ranges trat nun ein Künstler
auf, der mit hoher Begabung und energischer Willenskraft die umbri-
sche Gefühlsweise durch einen tiefen Zug aus der lebensvollen Horen-
tiner Kunst zur Durchbildung eines einheitlichen Stiles führte und sich
_einen Ehrenplatz in der Reihe der ersten Künstler der Zeit errang:
Pietro Perugino. Er wurde 1446 als Sohn des Cristoforo Vanucc-i in
Cittä della Pieve geboren, wesshalb er auf seinen Bildern oft seinem
Namen den Zusatz „de Castro plebis" giebt. Früh muss sich in dem
Knaben der Trieb zur Malerei angekündigt haben, denn schon in
seinem neunten Jahre wurde er zu einem Meister nach Perugia in die
Lehre gebracht. Damals entfaltete dort Buonfigli seine Thätigkeit,
und wenn er auch nicht der Lehrer Peruginds gewesen ist, so hat
dieser jedenfalls dessen Einfluss erfahren. Im weiteren Verlauf seiner
Entwicklung kam Pietro mit Piero della Francesca zusammen, als dessen
Gehülfe er sogar gearbeitet zu haben scheint. Dann aber begab G1.