Buch.
Das Mittelalter.
monumentalen Sinne aussprechen sollten: die Mosaiken. Im klassi-
schen Alterthum hatte diese Kunstgattung eine untergeordnete Rolle
gespielt, da man sie hauptsächlich zum Schmuck der Filssböden ver-
wendete. Ein schön stilisirter Mosaikfilssboden der besten griechischen
Zeit ist im Tempel zu Olympia aufgedeckt worden. Seit der Diad0chen-
zeit, wo der üppigste Prunk die künstlerischen Unternehmungen charak-
terisirte, nahm der Luxus auch dieser Arbeiten erstaunlich zu, und in
dem Frachtschiff Hierons II. von Syrakus sah man in den Mosaiken
des Fussbodens die Geschichten der Ilias dargestellt. Von der künst-
lerischen Vollendung solcher Werke zeugen die Ueberreste Pompejfs,
vor Allem die Alexanderschlacht. Üngleich gröber sind die der letzten
antiken Epoche angehörenden Reste, wie z. B. die fast barbarischen
Gladiatorenbilder in der Villa Borghese. Den ungeheueren Bedarf an
solchen Werken bezeugen aber die umfassenden Ueberreste aus allen
Gebieten des römischen Reiches, in Deutschland namentlich die Werke
von Trier und Darmstadt (Fliessem und Vilbel). Auch der schöne
Orpheus von Rottweil.
Von diesem bescheidenen Dienst für die Fussböden wurde nun
das Mosaik durch die altchristliche Zeit zu den höchsten Aufgaben
berufen, welche die junge Kirche in dem triumphirenden Hochgefühl
ihrer endlich erlangten Freiheit zu stellen hatte. Zweierlei Bauten
waren es, bei denen das Mosaik seine neue Mission erfüllen sollte: die
Basiliken und die Centralanlagen. Erstere boten vor Allem in der
Apsis einen dominirenden Platz, von WO die Gestalten Christi und
seiner Heiligen in mächtiger Grösse den ganzen Raum beherrschen
konnten. Unmittelbar über der Apsis oder, wo ein Kreuzschilf vor-
handen war, an der Oeffnung desselben gegen das Mittelschiff, über
dem sogenannten Triumphbogen, stellten sich ebenfalls bedeutende
Wandfläehen zur Verfügung, an denen das Mosaik ausgedehnten Spiel-
raum fand. Endlich boten sich die Wandfelder über den Arkaden des
Mittelsehiffes und selbst die Felder zwischen den Fenstern als geeignete
Plätze für die Malerei. Ühne die Mithülfe dieser Kunst würden die
ungegliederteu Flächen des Innern eine unerträgliche Oede ausgehaucht
haben. Es ist bezeichnend für den völligen Umschwung der Anschauun-
gen, dass es die Malerei war, die für diesen Dienst berufen wurde,
während in den heidnischen Prachtbauten der Tempel, Thermen, Pa-
läste die griechischen Saulenordnungen und Systeme von Nischen mit
Statuen, also durchaus plastische Mittel die Belebung der Wände be-
wirkten. So ausschliesslieh war bei den christlichen Gebäuden die