Kapitel.
U mbrisch-toskanische
Schule.
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Eine ansehnliche Zahl seiner Werke besitzt noch immer seine
Vaterstadt Forli. In der Annunziata die Altartafel des Chors mit
der Darstellung einer Verkündigung, die zu seinen besten Arbeiten
gehört. Eine ähnliche kleinere Verkündigung in der Sakristei der
Servi ist von gleichem Werth. In S. Mercuriale sind nicht Weniger
als drei Altarbilder von ihm; in Sta. Trinita eine thronende Madonna
aus seiner Werkstatt, in St. Antonio der Besuch der Elisabeth bei
Maria. Mehreres in der Pinacoteea; so die Einsetzung des Abend-
mahls, wobei Christus einem knieenden Jünger die Hostie reicht, ähn-
lich jenem Bilde Fiesole's und der Darstellung des Justus von Gent
in Urbino. Das Bild trägt den Namen des Künstlers und soll 1506
vollendet worden sein. Eins seiner spätesten Werke ebendort, aus dem
Jahre 1535, stellt Christus mit dem Kreuz auf dem Gange nach Gol-
gatha dar. Der Christustypus erinnert an Lionardo, die Charakteristik
der Nebenfiguren ist unerfreulich, die Färbung hat den bei Palmezzano
gewöhnlichen röthlich kalten Ton. Aus dem folgenden Jahre 1536
datirt das Selbstporträt des damals achtzigjährigen Künstlers, das ihn
noch immer in frischer Kraft zeigt. Dass er noch bei ungeschwächter
Arbeitslust war, verräth auch ein Bild in der öffentlichen Galerie zu
Padua, vom Jahre 1536, und sogar aus seinem letzten Lebensjahre
1537 eine Madonna beim Marquis von Northampton in London und
eine andre in Rom in der Galerie des Lateran. Wiederholt hat der
Künstler Christus mit dem Kreuz auf dem Wege nach Golgatha dar-
gestellt: in der Galerie zu Faenza sieht man eine umgekehrte Replik
des Bildes der Pinacothek zu Forli; eine andre Wiederholung im
Museum Correr zu Venedig; ein tüchtiges Bild dieser Art im Museum
zu Berlin von 1503 unter Nr. 1129, der Typus Christi freilich hart,
schwer und unangenehm, die Formen breit und plump. In der Galerie
Spada zu Rom kommt derselbe Gegenstand zweimal vor, und zwar
einmal in ganz lebensgrossen Figuren, das andre Mal in Halbfiguren.
Mehrmals findet sich auch die Darstellung der Pieta; so in der Galerie
zu Vicenza, der Nationalgalerie zu London Nr. 596, ein ungewöhn-
lich bedeutendes Werk, trotz seiner Harte voll tiefer Empfindung,
stark an Mantegna erinnernd; namentlich die Figur des h. Valerianus
ist wie aus dessen Triumphzug des Cäsar entlehnt. Weiterhin nennen
wir noch im Museum zu Berlin_ unter Nr. 187 eine thronende Ma-
donna, die in ihrem leeren Typus und der nüchtern steifen Haltung
die zurückgebliebene Provinzialkunst verrath. In der Pinakothek zu
München sieht man eine thronende Madonna von 1513, die wiederum