Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
U mbrisch-toskanische 
Schule. 
403 
Eine ansehnliche Zahl seiner Werke besitzt noch immer seine 
Vaterstadt Forli. In der Annunziata die Altartafel des Chors mit 
der Darstellung einer Verkündigung, die zu seinen besten Arbeiten 
gehört. Eine ähnliche kleinere Verkündigung in der Sakristei der 
Servi ist von gleichem Werth. In S. Mercuriale sind nicht Weniger 
als drei Altarbilder von ihm; in Sta. Trinita eine thronende Madonna 
aus seiner Werkstatt, in St. Antonio der Besuch der Elisabeth bei 
Maria. Mehreres in der Pinacoteea; so die Einsetzung des Abend- 
mahls, wobei Christus einem knieenden Jünger die Hostie reicht, ähn- 
lich jenem Bilde Fiesole's und der Darstellung des Justus von Gent 
in Urbino. Das Bild trägt den Namen des Künstlers und soll 1506 
vollendet worden sein. Eins seiner spätesten Werke ebendort, aus dem 
Jahre 1535, stellt Christus mit dem Kreuz auf dem Gange nach Gol- 
gatha dar. Der Christustypus erinnert an Lionardo, die Charakteristik 
der Nebenfiguren ist unerfreulich, die Färbung hat den bei Palmezzano 
gewöhnlichen röthlich kalten Ton. Aus dem folgenden Jahre 1536 
datirt das Selbstporträt des damals achtzigjährigen Künstlers, das ihn 
noch immer in frischer Kraft zeigt. Dass er noch bei ungeschwächter 
Arbeitslust war, verräth auch ein Bild in der öffentlichen Galerie zu 
Padua, vom Jahre 1536, und sogar aus seinem letzten Lebensjahre 
1537 eine Madonna beim Marquis von Northampton in London und 
eine andre in Rom in der Galerie des Lateran. Wiederholt hat der 
Künstler Christus mit dem Kreuz auf dem Wege nach Golgatha dar- 
gestellt: in der Galerie zu Faenza sieht man eine umgekehrte Replik 
des Bildes der Pinacothek zu Forli; eine andre Wiederholung im 
Museum Correr zu Venedig; ein tüchtiges Bild dieser Art im Museum 
zu Berlin von 1503 unter Nr. 1129, der Typus Christi freilich hart, 
schwer und unangenehm, die Formen breit und plump. In der Galerie 
Spada zu Rom kommt derselbe Gegenstand zweimal vor, und zwar 
einmal in ganz lebensgrossen Figuren, das andre Mal in Halbfiguren. 
Mehrmals findet sich auch die Darstellung der Pieta; so in der Galerie 
zu Vicenza, der Nationalgalerie zu London Nr. 596, ein ungewöhn- 
lich bedeutendes Werk, trotz seiner Harte voll tiefer Empfindung, 
stark an Mantegna erinnernd; namentlich die Figur des h. Valerianus 
ist wie aus dessen Triumphzug des Cäsar entlehnt. Weiterhin nennen 
wir noch im Museum zu Berlin_ unter Nr. 187 eine thronende Ma- 
donna, die in ihrem leeren Typus und der nüchtern steifen Haltung 
die zurückgebliebene Provinzialkunst verrath. In der Pinakothek zu 
München sieht man eine thronende Madonna von 1513, die wiederum
	        
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