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Buch.
Die Frührenaissance.
erinnert wiederum wie bei Mantegna an bemalte Plastik und lasst einen
Mangel an malerischem Sinn erkennen. Ungemein reich und geschmack-
voll ist die Ornamentik, die wie bei Mantegna eine hohe Begeisterung
für das klassische Alterthum verräth. Nicht minder herb, aber voll
kühnen Lebens sind die Wandbilder der Kapelle, welche Scenen aus
der Legende des h. Jakobus in einer scharf realistischen Behandlungs-
weise darstellen. An einem Pfeiler liest man die Bezeichnung „Marcus
Palmezzanus pictor Foroliviensis". Die merkwürdige Inschrift „Marous
de Melotius" findet man auf einem Bilde der Franziskanerkirche zu
Matelica vom Jahre 1501 mit einer thronenden Madonna, und auf
einer Apotheose des h. Antonius in der Annunziata zu Forli. Im
Üebrigen kennen wir von dem Meister nur Altartafeln, deren sich
eine grosse Anzahl aus den verschiedenen Epochen seines Lebens
voründen. Sie beweisen, dass der wackere, aber etwas beschränkte
Künstler, unbeirrt und unberührt von den grossen Strömungen der
Kunst des 16. Jahrhunderts, in seinen engen Kreisen sich ohne weitere
Entwicklungen in einfachen streng kirchlichen Anschauungen bewegt
hat. Die thronende Madonna und der leidende Erlöser sind seine
Themata, die er immer auf's Neue ohne grosse Mannigfaltigkeit der
Motive behandelt. Am Meisten scheint er in der Auffassung der Form
durch Mantegna bedingt, ohne jedoch jemals dessen tiefes Lebensgefühl
zu erreichen.
Die frühesten unter diesen Werken finden wir in der Brera zu
Mailand, Wo eine Darstellung der Geburt Christi mit seinem Namen
und der Jahreszahl 1492 bezeichnet ist, ein noch sehr befangenes Werk
von durchaus conventioneller Anordnung und Auffassung. Bedeutender
ist ebendort die thronende Madonna mit vier Heiligen, welche das
Datum 1493 rund die kauderwälsche Bezeichnung "Marchus Palmizzanus
Foroliviense fecerunt" tragt. Hier ist der Einfluss Mantegna's unver-
kennbar, aber das Lebensgefühl ist nicht gross, die Köpfe sind nüchtern
und die Figuren stehen auf schwachen Beinen. Etwas hölzern ist auch
(ebendort) eine Krönung der Jungfrau mit zwei verehrenden Heiligen;
von gewissenhafter und gediegener Ausführung. Eine seiner besten
Arbeiten ist die thronende Madonna mit den Heiligen Michael und
Jakobus im'Waisenhause zu Faenza, welche man ihm 1497 auftrug,
mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass die Tafel in feinen Farben,
feinem Gold und in Oel ausgeführt werde. Er erhielt dafür im Jahr
150D den Preis von 60 Dukaten. Gleich diesem Bilde sind alle seine
Altartafeln in Oel ausgeführt.