Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
V01] 
Die Schule 
Siena. 
389 
macht, gleich seinen Henkersknechten, einen geradezu parodistischen 
Eindruck. Dabei ist die Zeichnung der Gestalten ohne Verhältniss 
und Richtigkeit, die Färbung hart und unerfreulich. Nicht besser ist 
ein Altarbild mit demselben Gegenstand vom Jahre 1491 in der vierten 
Kapelle des rechten Seitenschitfs der Servi. Und doch fehlt es bei 
allen Verzerrungen nicht an einzelnen gut gedachten Zügen, wie denn 
eine junge Frau links mit zwei Kindern einen leisen Anklang in Form 
und zarter Färbung an Fra Filippo bietet. Ein drittes Bild derselben 
Art sieht man im Museum zu Neapel. 
Im Dom zu Pienza enthält die Kapelle des rechten Kreuzsehiffs 
ein Altarbild der thronenden Madonna mit vier Heiligen, von würde- 
voller Haltung, aber etwas roher Ausführung. Zu den Seiten links 
Matthäus und Katharina, rechts Bartholomäus und Lucia. Darüber in 
der Lünette eine Geisselung Christi, wo die Figuren der heftig aus- 
schreitenden Henker wieder in's Grimassenhafte fallen. Auch hier die 
Inschrift „Opus Matei Joannis de Senis". Im Museum zu Berlin 
schreibt man ihm unter Nr. 1126 und 1127 zwei Madonnenbilder zu, 
welche zu roh und mittelmassig für ihn sind. Im Jahre 1483 entwarf 
er für den Fussboden des Doms die Gestalt einer Sibylle. Er starb 1495. 
Zu den ganz geringen handwerksmassigen Malern gehört endlich 
Guidoccio Cozzarelli, der für den Fussboden des Doms 1483 die libysche 
Sibylle entwarf und sowohl Miniaturen als Altartafeln malte. Ein 
bezeichnetes Bild vom Jahre 1482 besitzt die Sammlung der Akademie, 
wo noch mehrere seiner geringen Arbeiten sich finden. 
Einer der letzten Nachzügler dieser antiquirten Kunstrichtung ist 
Bernardino Fungai, angeblich um 1460 geboren und 1516 gestorben. 
Als Schüler des Benvenuto di Giovanni folgte er der Richtung seines 
Meisters, wurde indess auch durch Matteo beeinflusst. Er erhebt sich 
entschieden über das Durchschnittsmaass seiner Landsleute und nimmt 
zu Gunsten seiner Kunst von dem' damals in Siena thätigen Pintu- 
ricchio Einwirkungen auf. Im Chor der Servi sieht man ein grosses 
Bild der Krönung Maria, dessen Hauptmotiv an Fiesole anklingt. Die 
Engelschaaren in ihrer anmuthigen Mannigfaltigkeit, ebenso die wür- 
digen Gestalten der sechs Heiligen, welche das Bild abschliessen, sind 
edel, das klare Kolorit gemahnt an Fra Filippo. Auch in Zeichnung, 
Modellirung und Bewegung gehört das Bild zu den erfreulichsten 
sienesischen Arbeiten jener Zeit. Eine andre Krönung der Madonna 
von seiner Hand enthält der Altar in der Kirche Fontegiusta. Die 
Scene geht hoch in den Wolken vor sich mit dem Ausblick auf eine
	        
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