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Buch.
Frührenaissance.
und die Kunstweise seines Vaters fortsetzte. Von ihm in S. Domenico
eine Madonna mit vier Heiligen vom Jahr 1508, sodann eine Fresko-
lünette über dem Hochaltar der Kirche von Fontegiusta vom Jahre
1515; ein Werk von einer gewissen weichen Anmuth, besonders in
den musizirenden Engelgruppen, dabei von kräftiger, frischer Farbe.
Girolamo starb 1524.
Zu den thätigsten und fruchtbarsten unter den sienesischen Malern
gehört Sano olz" Pietro, von welchem die Sammlung der Akademie allein
siebenundvierzig Altartafeln besitzt. Im Jahre 1405 geboren, lebte er
bis 1481. Er war ein Schüler Sassetta's, dessen alterthümlichen Stil
er etwas in's Freiere und Anmuthigere umgestaltet, so dass ihm im_
einfachen Andachtsbild manches Anziehende gelingt. Doch erscheint
er in seinem frühesten Tafelbilde, einem fünftheiligen Altarwerk von
1444 in der Akademie, welches die Bezeichnung „Opus Sani Petri
de Senisw trägt und die thronende Madonna mit einzelnen Heiligen
darstellt, noch sehr schwach und dürftig. Um 1462 wird ein anderes
Altarbild der Madonna entstanden sein, welches man im linken Quer-
sehiif des Domes von Pienza sieht, ebenfalls mit seinem Namen be-
zeichnet. Recht wohl gelungen ist hier der innig mütterliche Ausdruck
der Madonna, auch die Gewandung hat noch die weiche Kadenz der
älteren Kunst, aber das Ganze ist in der Ausführungbziemlich roh, in
Zeichnung und Modellirung mangelhaft. Sein bestes Tafelbild ist die
Himmelfahrt Maria vom Jahre 1479 in der Akademie zu Siena. Hier
erhebt er sich etwas über das Durchschnittsmaass seiner meisten Lands-
genossen. Ein recht tüchtiges Fresko vom Jahre 1445 ist die Krönung
der Jungfrau im Erdgeschoss des Palazzo Pubblico.
Von Gemälden in öffentlichen Galerieen nennen wir einige Bilder
im Museum zu Berlin: Nr. 1068, eine stehende Madonna, die das
bekleidete Christuskind auf den Armen hält; Nr. 112O und 1121 zwei
Flügel eines Altarwerks mit der Anbetung der Hirten, der Verkün-
digung und einzelnen Heiligen, wo man wohl ein gewisses Streben
nach naturwahrer Durchbildung, aber doch noch in enger Gebunden-
heit wahrnimmt. Ein anderes Tafelbild mit Scenen aus dem Leben
des h. Hieronymus besitzt das Musee Napoleon HI. im Louvre. Sands
igrösster Vorzug ist die kaum höher zu treibende Feinheit und Vollen-
dung der technischen Durchbildung, 'welche in Verbindung mit der
zarten Holdseligkeit seiner weiblichen Gestalten ihm den Ehrennamen
des Angelico von Siena verschafft hat. Es ist aber wieder bezeich-
nend für die sienesische Kunst und für ihre starke innere Verwandt-