Kapitel,
Die
Schule
von Siena.
385
mit Herstellung von Altartafeln und von Figuren in gebranntem Thon
abgab. Von ihm sieht man in der Akademie eine mit seinem Namen
bezeichnete Madonna von 1476, ein Werk, das in wunderlichster Weise
mit der altersschwach gewordenen Gemüthlichkeit der Sienesen gewisse
Naturstudien zu verbinden sucht und nahezu lächerlich wirkt. Noch
drei andere Madonnenbilder von ihm bewahrt dieselbe Sammlung. Für
den Fussboden des Doms entwarf er 1483 die Gestalt der hellespon-
tischen Sibylle. Er starb 1500.
Ein andrer Künstler dieser Zeit, Benvenuto di Giovanni, auch
Benvenuto del Guasta genannt, war 1455 bei der Ausmalung der Tauf-
kapelle S. Giovanni beschäftigt, wo er in der linken Seitenapsis
Scenen aus dem Leben des h. Antonius, sowie andere Fresken in der
Madonna von Benvenuto
di Giovanni.
Akademie zu Siena.
Hauptnische ausführte, Werke, Welche sich von den ebendort befind-
lichen des Vecchietta kaum unterscheiden. Eine Altartafel mit der
Verkündigung, vom Jahr 1466, bezeichnet „Opus Benvenuti Joannis
de Senis", befindet sich in S. Girolamo zu Volterr a. In S. Domenico
zu Siena, in der Kapelle der h. Katharina, sieht man eine thronende
Madonna mit Heiligen von 1483, anziehend, aber nicht bedeutend.
Werthvoller ist seine Himmelfahrt Christi in der Akademie vom
Jahr 1491. Bisweilen erhebt er sich zu eigenthümlißhßl" Zartheit und
Innigkeit, wie in der Madonna mit Engeln ebendaselbst. (Fig. 117). In
dem Steuerzettel vom Jahr 1488 beklagt sich der Künstler (Milanesi,
documenti II, 420), er habe sechs Kinder, drei Söhne und ebensovigle
unversorgte Töchter, und der Verdienst sei so gering, dass er sich
genöthigt sehe, auswärts Arbeit zu suchen. Er lebte bis 1517 und
hinterliess einen Sohn, Girolamo olz" Benvenzzto, der 1470 geboren Ward
Lübke, Italien. Malerei. I. 25