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Buch.
Frührenaissance.
Die
liano gemalt und mit der Bezeichnung vDominicus Bartoli de Senis"
versehen. Sie zeigt noch die alterthümliche Anordnung von fünf drei-
eckig geschlossenen Tafeln, auf welchen die Madonna und die einzelnen
Heiligen ohne innere Beziehung zu einander vertheilt sind. In den
Griebelfeldern sieht man in der Mitte Christus, auf den Seiten die Ver-
kündigung und die Apostelfüi-sten, in der Predella Scenen aus dem
Leben Johannes des Täufers. Auch hier ist bei zierlicher Sorgfalt
der Ausführung der künstlerische Gehalt doch nur kümmerlich. Auch
die Gemälde, mit welchen er bis 1444 den Pilgersaal im Hospital della
Scala zu Siena ausgestattet hat, verrathen erst recht die Schwäche
dieser Kunst. Hier galt es in sieben figureureichen Scenen mit fast
lebensgrossen Figuren die Krankenpflege, Almosenspende, Hochzeit
eines Findlings, Ablassertheililng durch den Papst zu Gunsten des
Neubaus und Ausführung des Baues vorzuführen. J e mehr dabei nach
Art der florentinischen Kunst in die ganze Fülle und Tiefe des Lebens
zu greifen gewesen wäre, um so empfindlicher fallt das mangelhafte
Naturgefühl auf. Erwägt man, dass Domenico fortwährend mit be-
deutenden öffentlichen Aufträgen betraut wurde, so wirft diese That-
sache ein um so bedenklicheres Licht auf den Zustand der damaligen
sienesischen Kunst.
Das Museum zu Berlin besitzt unter Nr. 1122 eine grosse Himmel-
fahrt Maria, welche wohl mit Unrecht dem Domenico zugeschrieben
wird, obwohl das Werk augenscheinlich der sienesischen Schule ange-
hört. Es ist eine schwache, alterthümlich befangene Arbeit von so
geringem Naturgefühl, dass die Moclellirung nur in einem conven-
tionellen Schattiren gegen den Umriss hin besteht. Auch das kleine
dreitheilige Bild der StädePschen Galerie zu Frankfurt, die Kreuz-
tragung, Kreuzigung und Grablegung enthaltend, wird mit Unrecht
dem Domenico zugeschrieben.
Ungleieh begabter ist Lorenzo di Pietro, der wegen seiner Hin-
neigung zu greisenhaften Gestalten den Zunamen Vecchietta erhielt. In
dieser Vorliebe für das Senile begegnet sich überhaupt die sienesische
Malerei auffallend mit der byzantinischen, von deren Nachklängen sie
sich auch jetzt nicht frei zu machen vermag. Lorenzo War 1402 ge-
boren, trat 1428 in die Zunft und war nicht bloss Maler, sondern
auch Goldschmied, Bildhauer und Architekt. Die Stadtbehörde von
Siena empfahl allerdings vergeblich "sein seltenes Talent" 1460 Papst
Pius II. für die Leitung seines Palastes zu Siena, und später finden
wir ihn bis 1470 sogar als Festungsbaumeister beschäftigt. Er arbeitete