Kapitel.
Siena.
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Schule
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an die Sonne, still zu stehen; dann die Geschichten Davids von dem-.
selben Künstler: David als Hirtenknabe mit der Schleuder; sein Sieg
über Goliath; David als König thronend zwigchen vier MuSiCirendeIL
Ferner Moses mit den Gesetzestafeln, Simson mit dem Eselskinnbacken
wider die Philister streitend: diese in späterer Weise, mit starker Ein-
Wirkung der Renaissance in den antiken Rüstungen, nicht so schön,
einfach und naiv wie jene früheren Werke. Dann folgt im Querschiü-
das Kaiserbild von Domenico di Bartolo, eine recht lebendige und
Würdevolle Darstellung. Ein grosses Schlachtbild, die Befreiung Be-
thuliens, ebendcrt, mit der Jahrzahl 1473 ist ebenfalls eine tüchtige
Composition; anmuthig ferner Judith, mit ihrer Magd die Stadt ver-
lassend; sodann Absaloms Tod, sammtlich vom Ende des 15. Jahr-
hunderts. In diesen Scenen sind die Mittel malerischer Darstellung
durch Anwendung reicheren Farbenwechsels, durch gelbe, rothe, graue,
schwarze Töne erhöht. Solche buntere Wirkung hat auch die höchst
leidenschaftliche Darstellung des Kindermords, bei Welcher auch die
Anwendung perspektivischer architektonischer Gründe auftritt. So
auch, links neben der Kuppel, gleich dem vorigen Bilde, Jephtha's
Sieg über die Ammoniter, bezeichnet 1484, nach einem Entwurf von
Benvenuto da" Giovannz". Ausserdem heben wir noch die Sibyllen und
die sieben ll1enschena1ter(1475) von Antonio Federighi, sowie die For-
tuna von Pinturicchio (1506) hervor. Die letzte reiche Ausschmückung
fügte, wie wir später sehen werden, Beccafumi hinzu.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu Domenico di Bartolo
zurück. An jene erste öffentliche Bestellung schlossen sich weitere
Aufträge, doch sind die Legendenscenen, mit welchen er die Sakristei
des Domes in den folgenden Jahren auszuschmücken hatte, später
durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Dagegen sieht man in der
Akademie ein mit seinem Namen "Dominicus" -und der Jahreszahl
1433 bezeichnetes Altarbild der Madonna, die mit dem Killdß auf
ihrem Schoosse, von Engeln umgeben, am Boden sitzt. Es ist ein
Bild, welches bei einzelnen anmuthigen Zügen doch einen auffallenden
Mangel an innerem Leben verrath, der namentlich in den ungeschickten
Bewegungen zu Tage tritt. Von einer tieferen Ergründung des Or-
ganisinus, wie er alle gleichzeitigen Florentiner beseelt, ist nicht die
Rede. Besser soll "eine thronende Madonna mit Heiligen sein, welche
Domenico 1437 für S. Agostino in seinem Geburtsort Asciano aus-
führte. Aus dem folgenden Jahre 1438 stammt eine Altartafel der
Madonna in der Galerie zu Perugia, für das Nonnenkloster S. Giu-