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Buch.
Die Frührenaissance.
umgeben, in der Predella die Anbetung der Könige zwischen vier
andern legendarischen Scenen. In der späteren Zeit tritt der floren-
tinische Schulcharakter in seinen Arbeiten stärker hervor. Das Haupt-
werk dieser Art ist eine grosse Altartafel der thronenden Madonna mit
vier Heiligen im Museum zu Berlin Nr. 87. Hier offenbart sich eine
so nahe Verwandtschaft mit Filippino Lippi, namentlich mit dessen
Altarbild in der Badia, dass man die unmittelbare Beziehung zu jenem
Meister sofort erkennt. Auch die technische Ausführung in klarer
Tempera entspricht diesem Verhältniss; nur in der Landschaft bleibt
er Weit hinter seinem Vorbilde zurück. Noch schöner ist ebendort eine
gleichfalls in Tempera ausgeführte thronende Madonna mit Heiligen
(Nr. 98), die durch die weiche Anmuth der milden etwas wehmüthigen
Köpfe und durch die feine Modellirung sich auszeichnet. Dagegen ist
ebendort das kleinere Rundbild der Madonna, Welche mit dem auf
ihrem Arme eingeschlummerten Kinde vor einer steinernen Brüstung
steht (Nr. 9D), auffallend bunt in der Farbe, erfreut aber durch die
schöne Landschaft und durch die köstliche Unschuld des schlafenden
Kindes. Zwei Engel mit einer Lyra und einer Rohrflöte haben offen-
bar den Kleinen in Schlaf gespielt. Ein treffliches Altarwerk ist auch
die Krönung der Madonna im Louvre (Nr. 200) aus der Kirche der
Salvi, noch etwas alterthümlich streng im Ausdruck, mit grossartigen
Köpfen, edler Gruppirung, in der Farbe kräftig, frisch und tief. Eine
Auferstehung Christi aus Monte Oliveto, jetzt in der Akademie zu
Florenz (Saal der grossen Gemälde Nr. 67), ist ebenfalls hart und
alterthümlich befangen, obwohl nicht ohne dramatischen Nerv. Den-
selben Gegenstand schildert ein Bild des Museums zu Berlin Nr. 75,
dort mit Unrecht dem Domenico Ghirlandajo zugeschrieben", für den
es zu bunt und unruhig ist, während es dagegen mit manchen Bildern
Raffaellinds übereinstimmt. Die sehr ausgeführte Landschaft hat etwas
Phantastisches. Endlich besitzt die kleine Kirche S. Martino zu Flo-
renz einen Freskencyclus mit Scenen aus dem Leben des h. Martin,
die wiederum ein genaues Anschliessen an Filippino Lippi bezeugen.
Der Künstler scheint gegen Ende seines Lebens in Noth gerathen
zu sein, da er offenbar mit seiner zurückgebliebenen Kunst den Anfor-
derungen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr zu genügen vermochte.
Er starb 1524 und erhielt durch die Mildthätigkeit der Bruderschaft
della Misericordia ein Begräbniss in der kleinen Kirche S. Simone.