Kapitel.
florentiner
Die
Schule.
Generation.
Zweite
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Gegenstände antiker Mythe behandeln, welchen sie im Sinne jenen-Zeit
durch phantastische Kostüme und anderes Beiwerk einen halb novep
listischen, halb märchenhaften Charakter verleihen. So mehrere Bilder
in den Uffizien, welche die Hochzeit des Perseus und die Geschichte
der Andromeda in vier selbständigen Scenen schildenn (Nr. 21, 28, 38
und 1246). Es sind die Bilder, welche er nach Vasarfs Bericht für
Filippo Strozzi ausgeführt hat. Schweift hier der Künstler, durch Seinen
phantastischen Zug getrieben, bis in's Barocke und Manierirte aus, so
giebt er dagegen in dem Bilde der Nationalgalerie zu London, welches
den Tod der Procris darstellt, eine ungleich feinere künstlerische
Empfindung zu erkennen. Recht wunderlich ist das grosse Bild des
Museums zu Berlin Nr. 107, welches vor einem Hintergrund von
Myrthengebüschen in poetischer Landschaft Mars und Venus einander
gegenüber schlummernd darstellt. Das Streben nach plastischer Durch-
bildung der Formen hat hier den Künstler zu unerfreulicher Harte und
Schärfe geführt. Immerhin erkennt man, dass Piero eine ziemlich
unselbständige Natur war, in deren Schaffen sich die verschiedensten
Richtungen und Einflüsse kreuzen, ohne zu einer Verschmelzung zu
gelangen. Nach den Berichten Vasari's scheint er auch im Leben voll
Wunderlichkeiten gewesen zu sein, ja sogar in menschenscheuer Ab-
schliessung sich den Grillen eines Sonderlings hingegeben zu haben.
Er starb 1521.
Zu den spätesten Ausläufern der ilorentinischen Malerei dieser
Epoche gehört endlich Bafaellino del Garbo, um 1466 als Sohn des
Bartolommeo Üapponi geboren und hauptsächlich unter Filippino Lippi
gebildet, obwohl auch bei ihm manche andere Einflüsse, namentlich
von Seiten Peruginds, hervortreten. Er beweist, dass in jener lebens-
vollen Epoche auch Künstler zweiten Ranges durch Ernst des Strebens
sich gelegentlich zu sehr tüchtigen und anziehenden Leistungen zu
erheben vermochten. Eine thronende Madonna mit zwei Heiligen vom
Jahre 1500 und bezeichnet „Raphael de Caponibus" im Hospital von
Sta. Maria nuova ist ein edles Werk, in welchem perugineske Innig-
keit und florentinische Charakterkraft sich glücklich durchdringen. Eine
andere thronende Madonna zwischen St. Hieronymus und St. Jacobus,
in der Cappella Corsini bei Sto. Spirito vom Jahre 1502, bezeichnet-
"RAPHÄL DE KROLIS" ist eins seiner anmuthigsten Werke. Aus
demselben Jahre findet sich in Sta. Maria degli Angeli zu Siena
abermals ein grosses Altarbild der thronenden Madonna mit vier Hei-
ligen, in der Lünette darüber der segnende Gottvater, von Engeln