Kapitel.
III.
Schule,
florentiner
Die
Zweite Generation.
373
zu Rom. Recht anmuthig ist die Madonna mit dem Kinde in der
Galerie zu Turin Nr. 103, noch aus seiner früheren Zeit, während
ebendort Nr. 356 eins seiner späteren, minder vorzüglichen Werke ist,
In der Nationalgalerie zu London unter Nr. 593 eine-Madonna, mit
dem Kinde, die unter einem Portikus im Garten sitzt, ein gutes Bild
von klarem Ton.
Weiterhin kommen mehrmals Darstellungen der Verkündigung
vor; so in den Uffizien Nr. 1160, wo die Scene in einer schönen
Renaissancehalle mit Ausblick in eine Parklandschaft vorgeht, Die
Madonna, welche vor dem Betpult stehend sich halb zum Engel um-
wendet, erscheint etwas gleichgültig, der Engel aber, der sich mit
auf der Brust gekreuzten Händen ihr zu Füssen zu werfen im Be-
griff scheint, ist eine seiner innigsten Gestalten. Die Ausführung der
Ürnamente in der Architektur verräth die Feinheit eines Goldschmiedes;
die Predella enthält drei grau in grau gemalte kleine Darstellungen
der Erschaffung der Eva, des Sündenfalls und der Vertreibung aus
dem Paradies, von köstlicher Feinheit. Ebendort Nr. 1146 eine Ver-
kündigung, bei welcher die Madonna mit innigem Ausdruck vor ihrem
Betpult kniet. Eine andere Verkündigung unter Nr. 219 im Louvre.
Weiterhin nennen wir noch im Museum zu Berlin Nr. 103 eine
büssende Magdalena, herb und unschön in den Formen, aber von
erstaunlicher Innigkeit im Ausdruck des ältlichen abgeharmten Ge-
sichts; ebendort unter Nr. 92 eine kleine Anbetung der Könige von
übertriebener Weichheit und fast elfenbeinerner Glatte, aber von liebens-
würdigem Ausdruck. Sodann in den Uffizien Nr. 1150 Christus nach
der Auferstehung als Gärtner der Magdalena erscheinend, die- sich vor
ihm niederwirft (eine Wiederholung im Louvre), endlich unter Nr. 1166
die Samariterin zu den F üssen des Erlösers, der auf einem Brunnen
sitzt. In den Üffizien findet sich auch von Lorenzo's Hand das köst-
liche Brustbild eines Jünglings von poetisch fesselndem Ausdruck und
tiefbräunlichem Tone.
Bei aller Treiflichkeit der meisten dieser Werke Wirkt doch der
enge geistige Horizont, die Monotonie der Compositionen und der
Formen ohne Frage etwas ermüdend. Lorenzo zeigte in seinem
Leben dieselbe fast etwas ängstliche Frömmigkeit, welche seine Werke
aussprechen. Er gehörte zur Partei des Savonarola und soll nach
Vasari's Erzählung bei dem 1497 auf Betreiben des strengen Buss-
predigers errichteten Scheiterhaufen, welcher unsittliche Bücher und
Kunstwerke, Schmucksachen und andere Kostbarkeiten verzehrte, alle