Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
III. 
Die 
florentiner 
Schule. 
Zweite 
Generation. 
367 
Predella enthält die Auferstehung Christi. Ein bedeutendes Bild ist 
ebendort das fälschlich als Ghirlandajo bezeichnete (IX. Saal Nr. 538), 
eine Pieta von grossartiger Haltung und sorgfältiger Durchführung. 
Ein anziehendes Werk ist sodann die grosse Anbetung der Könige, 
für das Kloster S. Donato gemalt, jetzt in den Uffizien Nr. 1257, 
eine reiche fast überladene Composition voll lebendiger Züge in schöner 
Landschaft, aber nicht mehr so sorgfältig gearbeitet wie seine früheren 
Werke. Es trägt die Bezeichnung: "Filippus me pinsit de Lipis Flo- 
rentinus addi 29 di marzo 14969 Aus dem folgenden Jahre datirt 
ein Bild der Galerie zu Kopenhagen, Joachims und Anna's Begeg- 
nung unter der goldenen Pforte, bezeichnet DMCCCCLXXXXVII 
FILIPPINVS DE FLORENTIA". Ueberaus anziehend ist sodann 
aus dem Jahre 1498 die thronende Madonna in einem Tabernakel bei 
Sta. Margherita zu Prato, wo indess die ornamentalen Beiwerke be- 
reits seine Vorliebe für phantastische Üeberladung zeigen. Auch die 
reiche Composition der Verlobung der h. Katharina aus dem Jahre 
1501 mit dem Namen des Meisters „OPVS PHILIPPINI FLOREN. 
PIC." bezeichnet, in S. Domenico zu Bologna, enthält schon bedeu- 
tende Spuren manieristischen Verfalls. Ein Freskobild der thronenden 
Madonna, welches 1503 für Prato gemalt wurde, befindet sich in sehr 
beschadigtem Zustande in der dortigen Galerie. Demselben Jahre 
1503 gehört die ebenfalls mit dem Namen „Philippinus Florentinus" 
bezeichnete Altartafel des h. Sebastian in S. Teodoro zu Genua. 
Auch die Abnahme vom Kreuz, für die Kirche der Servi zuerst bei 
Lionardo da Vinci bestellt, dann 1503 von Filippino übernommen, aber 
bei seinem Tode unvollendet hinterlassen, jetzt in der Akademie der 
Künste zu Florenz (Saal der grossen Bilder Nr. 57) trägt starke 
Spuren sinkender Kraft, obwohl die von Filippino ausgeführte Haupt- 
gruppe sich durch ein leuchtendes Kolorit auszeichnet. Die unteren 
Theile der Composition hat Perugino, sichtlich ohne besonderes Interesse, 
hinzugefügt. 
Von andern Galeriewerken Filippinds nennen wir ein Rundbild 
der Madonna im Palazzo Corsini zu Florenz, eins seiner früheren 
anmuthigen Werke; zwei Rundbilder mit der Madonna und dem Erz- 
engel Gabriel im Palazzo pubblico zu S. Gimignano. Ein sehr schönes 
Altarbild der Madonna in einer Landschaft, von Hieronymus und 
Dominicus verehrt, ursprünglich im Auftrag der Rucellai für S. Pan- 
crazio ausgeführt, befindet sich jetzt in der Nationalgalerie zu London, 
Es ist eins seiner besten Tafelbilder und steht dem in der Badia noch
	        
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