III.
Kapitel.
florentiner Schule.
Die
Zweite
Generation.
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einen wie von zarter Wehmuth überhauchten, durchaus individuellen
Typus; meist begleitet die Herrin ein Gefolge von Engeln, deren milde
Innigkeit und Treuherzigkeit des Ausdruckes sie wie mit einem Akkord
jugendlicher Schönheit umgeben.
Zu seinen früheren Kompositionen gehört die ursprünglich für
S. Marco gemalte, jetzt in der Akademie befindliche Krönung der
Jungfrau. Man sieht die Madonna, die im Ausdruck zarter Demuth
an Fra Filiplao erinnert, von anmuthigen Engeln umtanzt zu dem in
etwas gesuchter Stellung erscheinenden Gottvater hinauf schweben
Grossartig sind die vier Gestalten von Heiligen, welche in lebhaftem
Affekt zuschauen. Die ebendort befindliche Predella enthält die Ver-
kündigung und vier legendarische Scenen, fein ausgeführt in warmer
Färbung auf zierlichen landschaftlichen Gründen. Ein anderes bedeu-
tendes Werk seiner Frühzeit ist die grosse Anbetung der Könige in
den Uffizien (N0. 1286), ursprünglich für Sta. Maria novella im Auf-
trage der Medici gemalt. Es galt hier nebenbei die Verherrlichung
des grossen Cosimo, der in der Gestalt des vordersten der drei Könige
vorgeführt ist, während die beiden andern angeblich die Bildnisse
Giuliands und Giovannfs de" Medici sind. Das Bild ist in einem klaren
Temperaton mit grosser Gediegenheit durchgeführt und besonders
durch köstliche jugendliche Gestalten ausgezeichnet. rPoetisch ist auch
die Anordnung des Ganzen, namentlich die erhöhte Stellung der
Madonna in einer Hütte, die in antike Ruinen eingebaut ist. In der
Fülle und Mannigfaltigkeit individuellen Lebens und der tiefen Kraft
des Ausdrucks gehört dies Werk zu den tüchtigsten Schöpfungen der
Zeit. Die sorgfältige Ausführung, besonders der Reichthum zier-
lichen Schmucks an den Gewändern, verräth den Einfluss der Gold-
schmiedekunst.
Eins seiner schönsten Madonnenbilder ist sodann das Rundbild
in den Üffizien N0. Q5. Die Madonna, eine seiner zartesten Ge-
stalten mit leisem Anflug von Wehmuth, hält das lieblich zu ihr auf-
blickende Kind, das sie mit der Linken umfasst, während sie mit der
Rechten die Feder in das von einem Engel gehaltene Tintenfass taucht,
um in ein Buch zu schreiben, das ein andrer Engel ihr hinhält (Fig. 108).
Das Christuskind scheint wie im Spiel die Hand der Mutter führen
zu wollen. Zwei Engel schauen dem Vorgang zu und zwei andre sind
im Begriff, die Krone auf das Haupt der Madonna zu setzen. Zwischen
den Figuren öffnet sich der Blick in eine heitere Frühlingslandsehaft,
Es ist bezeichnend für die Stimmung der Zeit, dass der sonst so feier-