Kapitel.
Die
Schule.
florentiner
Generation.
Zweite
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gestalten in wirkungsvollen: Gegensatz, von tiefem seelenvollem A115-
druck, aber ebenfalls etwas grell und bunt in der Farbe, besonders
durch das goldgelbe Gewand der Elisabeth. Das Bild stammt aus der
Kirche Sta. Maria Maddalena de' Pazzi und wurde nach Vasari's Ver-
sicherung durch die Brüder des Meisters, David und Benedetto been-
digt. Man wird die Hände der beiden wohl überall da in den Gemälden
Ghirlandajds vermuthen dürfen, wo jene grelle Buntheit des Kolorits
hervortritt.
Das Datum 1491 ist das letzte aus dem Künstlerleben Domenicds.
In demselben Jahre hatte er nebst andern Künstlern Entwürfe für die
Faeade des florentiner Doms zu liefern. Dass es ihm an der dazu
erforderlichen Kenntniss der Architektur nicht fehlte, erzählen uns alle
seine Bilder, denn kaum ein andrer Maler jener Zeit bewährt eine
solche Herrschaft nicht bloss über die architektonische Einzelform und
Dekoration, sondern zugleich eine solche Meisterschaft in prachtvollen
und feierlichen baulichen Kompositionen. Es ist derselbe grosse Sinn,
der sich in dem rhythmisch-symmetrischen Aufbau der Gruppen offen-
bart. Auch in der musivischen Kunst War Ghirlandajo erfahren, wie
sein Meister Baldovinetti, und die Komposition der Verkündigung an
einem Portal des Doms, dem zweiten der Nordseite, ist von ihm und
seinem Bruder David ausgeführt. Dieser letztere War der eigentliche
Mosaicist der Familie und hatte 1492 die Mosaiken des Doms zu
Orvieto und gleich darauf diejenigen des Doms zu Siena auszuhessern.
Domenico war zweimal verheirathet und lebte, wie es scheint,
in glücklichen Familienverhältnissen und in hohem allgemeinem An-
sehen wegen seiner Kunst und wegen seines edlen Charakters. Er
starb, noch nicht 45 Jahre alt, 1494 an der Pest und wurde in der
Stille um Mitternacht in Sta. Maria novella, dem grossen Denkmal
seines Ruhmes, bestattet.
Ausser den beiden jüngeren Brüdern des Meisters Döwidß lind
Benedetto, die wir neben manchen andern bei der Ausführung seiner
grossen Werke uns mitbeschäftigt denken müssen, ist hauptsächlich
Bastiano ilfainardi, aus S. Gimignano, der Schwager DOIIIGIÜCWS, bei
seinen Werken betheiligt. Mit der Stiefschwester Ghirlandajds, Ales-
sandra, verheirathet, stand- er persönlich und durch seine Kunstrich-
tung dem Meister nahe. Die Kapelle Baroncelli in Sta. Croce enthält
ein Fresko von seiner Hand, die Uebergabe des heiligen Gürtels an
den h. Thomas, laut VasarYs Zeugniss nach einem Karton Ghirlan-
dajds ausgeführt. In San Gimignano, seiner Vaterstadt, lässt sich