Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Die 
Frührenaissance. 
Komposition mit weiser Berechnung in symmetrischem Aufbau ab, aber 
mit jener vollkommenen Freiheit, dass Alles wie der natürliche Aus- 
Huss des Lebens erscheint. Von hoher Anmuth ist die Madonna, voll 
Lieblichkeit das Christuskind, ganz von der Sache ergriffen und in 
Andacht versunken die Gestalten der anbetenden Könige, sowohl die 
beiden knieenden als auch der schöne Jüngling, der in stiller Samm- 
lung dasteht und gesenkten Blickes einen Goldpokal darbietet. Nicht 
minder würdevoll sind die daneben Stehenden und Knieenden, unter 
welchen der Künstler sich selbst einen Platz eingeräumt hat. Auch 
die beiden lieblichen Kinder, Welche mitten in der Gruppe der Heiligen 
ebenfalls mit gefalteten Händchen knieen, steigern die schöne Mannig- 
faltigkeit. In der Mitte erhebt sich auf Renaissancepfeilern das Dach 
der Hütte, vor Welchem vier lobsingende Engel das „Gloria in excelsis" 
anstimmen. Zwischen den Pfeilern fällt der Blick auf eine gebirgige 
Landschaft, mit einer thürmereichen Stadt an breitem Fluss. Daneben 
sieht man dann rechts das Gefolge der Könige und die Verkündigung 
an die Hirten, während gegenüber auf der linken Seite unter den 
Mauern einer Stadt der Kindermord vor sich geht. Das grossartige 
Werk, meisterlich durchgeführt, ist in dem herrlichen Aufbau der 
reichen Komposition, der zu voller Freiheit entwickelten architek- 
tonischen Symmetrie den Fresken von Sta. Maria Novella ebenbürtig. 
Noch manche Altarbilder des Meisters sind zu nennen, meisten- 
theils die Madonna thronend mit dem Kinde, von Engeln und Heiligen 
umgeben, so in der Sakristei des Doms zu _Lucca eine Madonna mit 
vier Heiligen, streng und einfach im Aufbau, klar und licht in der 
Farbe, bedeutende scharf ausgeprägteKöpfe. So ferner in Sta. Anna 
daselbst zwei ähnliche Tafelbilder aus der früheren Zeit des Meisters. 
Ein bedeutendes Werk ist das Altarbild in der Badia zu Volterra, 
Welches den Erlöser in einer Glorie von Engeln darstellt, wie er den 
untenstehenden Heiligen Benedict und Romuald, und zwei in Verehrung 
knieenden Märtyrerinnen seinen Segen ertheilt; ein Werk von gross- 
artiger Feierlichkeit. In der Galerie zu Berlin sieht man unter N0. 88 
ein grosses Altarbild, das eine Wiederholung der in München befind- 
lichen Tafel ist, von schweren braunen Schatten und etwas grellem 
Ton, in welchem das Roth, Gelb und Blau gar zu unvermittelt stehen. 
Weit besser ist ebendort unter N0. 84 eine thronende Madonna mit 
vier Heiligen, kräftig gemalt, aber noch unfrei in den Bewegungen, 
wohl aus seiner früheren Zeit. Eins seiner letzten Bilder dagegen 
vom Jahre 1491 ist die Heimsuchung im Louvre, zwei edle Frauen-
	        
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