Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Die Frührenaissance. 
Gesimsen, in welchen er sein volles Verständniss der antiken Dekorations- 
formen im Geiste toskanischer Frührenaissance bekundet. Er fügte 
dazu, WO es irgend anging, auf seinen Bildern die Darstellung römi- 
scher Prachtmonumente, Triumphbögen u, dgl. und gab dadurch den 
Scenen jenen festlichen Glanz, der auch das alltägliche Ereigniss in 
eine höhere Sphäre rückt. Endlich fügte er in einfacherer oder reicherer 
Anordnung Grruppen von Zeitgenossen im Kostüm jener Tage hinzu, 
Welche den Beschauern die heiligen Gegenstände in unmittelbare Nähe 
zu rücken geeignet waren und doch durch die Würde der Auffassung 
aus dem Alltäglichen zur Höhe des geschichtlich Bedcutsamen sich 
erheben. 
 Von den drei Wänden der Kapelle ist die zur Linken der Ma- 
donna, die zur Rechten Johannes dem Täufer gewidmet, indem in drei 
Streifen übereinander die Hauptscenen aus ihrer Legende dargestellt 
sind, wozu dann noch als vierte Reihe die grossen Bogenfelder kommen. 
Dazu fügte er an der östlichen gradlinig geschlossenen und durch ein 
dreitheiliges Fenster durchbrochenem Wand noch einzelne ergänzende 
Bilder. Unten sieht "man hier nämlich nach dem Vorgange der Cappella 
Sassetti den Stifter Giovanni Tornabuoni mit seiner Gemahlin knieen, 
darüber die Verkündigung einerseits, andrerseits Johannes den Täufer 
in der Wüste; weiter oben des h. Franziskus Feuerprobe vor dem 
Sultan und den Tod des Petrus Martyr; im Bogenfelde endlich die 
Krönung der Jungfrau. Dieses Bild giebt in der feierlichen Anordnung 
einer unteren und oberen Reihe von anbetenden Heiligen und in den 
reichen Schaaren musieirender Engel, welche die obere Gruppe ein- 
rahmen, den ersten Keim zu jener grossartigen Anordnung, welche in 
Rafaels Disputa ihren höchsten Abschluss findet. Die einzelnen Ge- 
stalten sind hier indess etwas dürftig und bei Weitem nicht so grandios 
wie in der Feuerprobe des h. Franziskus, wo uns wieder der mächtige 
Geist Masaccids berührt. 
Die Geschichten der Madonna beginnen mit Joachims Vertreibung 
aus dem Tempel. Hier ist die prächtige dreischiffige Tempelhalle ein 
Meisterstück von architektonischer Darstellung und perspektivischer 
Kunst. Die Scene wird in wenigen Gestalten lebendig entwickelt; 
doch gehören die Hauptfiguren nicht zum Besten des Meisters. Beider- 
seits schliessen sparsam angeordnete Gruppen von Zuschauern die 
Darstellung ab, wahre Meisterwerke historischer Porträtkunst, darunter 
ein Alter zur rechten Seite in wunderlich gespreizter Stellung. In 
den drei Figuren rechts hat der Künstler sich selbst, seinen Lehrer
	        
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