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Die Frührenaissance.
bei Abschätzung der Fresken Baldovinettfs in Sta. Trinita zugezogen
wurde. 'Vasari's Angabe, Cosimo habe sich durch Beschäftigung mit
der Alchymie zu Grunde gerichtet, wird durch sein Testament vom
Jahre 1506 widerlegt, welches ihn als einen Mann in geordneten
Verhältnissen erweist. Er war aber damals körperlich hinfällig und
starb zu Anfang des Jahres 1507.
Ungleich bedeutender ist ein andrer Künstler, der neben allen
gleichzeitigen sich in selbständiger Grösse erhebt und als der eigent-
liche Nachfolger und Geisteserbe Masaccids erscheint: Dovnenico
Ghirlandajo. Sein eigentlicher Name ist D0menic0 Bigordz"; 1449
wurde er in Florenz seinem Vater Tommaso geboren, der nach Vasarfs
Angabe Goldschmied war und den Beinamen Ghirlandajo oder nach
Horentinischer Aussprache Grillandajo von seiner Geschicklichkeit bekam,
jene zierlichen Guirlanden zu arbeiten, welche damals ein beliebter
Schmuck der Damen waren und auf so manchem Madonnenbilde sich
finden. Wohl mag auch Domenico zuerst gleich so manchen Künst-
lern der Zeit die Goldschmiedekunst erlernt haben, welche damals
in der That ein wichtiger Mittelpunkt künstlerischer Thätigkeit war.
Seinen Unterricht in der Malerei empfing er dann durch Baldovinetti,
den wir als einen eifrigen, wenn auch einseitigen Naturalisten kennen
gelernt haben. Dass daneben die grossen Schöpfungen Masacci0's
auch auf ihn mächtig einwirkten, dass er durch die Fresken eines
Fra Filippo und Benozzo angeregt wurde, erkennen wir zur Genüge
aus seinen Werken. Nicht minder aber hat er sich die perspektivischen
und architektonischen Studien Brunellescds, die plastischen Leistungen
Ghibertfs und Donatellds zu eigen gemacht, so dass in ihm wieder
ein Meister auftritt, der die Summe der künstlerischen Bestrebungen
seiner Zeit zusammenfasst. Dabei ist ihm durchweg eine Grösse des
Sinnes eigen, die über der breiten Fülle des Lebens den Kern der
Sache nicht verliert, sondern ihn, bereichert durch die mannigfachsten
Studien der Wirklichkeit, mit Nachdruck zur Geltung bringt.
Nichts lehrreicher in dieser Hinsicht als ein Vergleich mit Be-
nozzc. Auch Ghirlandajo stattet wie jener seine Fresken mit theil-
nehmenden Zuschauern im Kostüm seiner Tage, mit Porträtüguren von
Zeitgenossen, mit architektonischen, plastisch verzierten Umgebungen,
mit landschaftlichen Gründen aus. Aber er weiss darin Maass zu
halten, und was bei Benozzo phantastisch übersprudelnde Redseligkeit
ist, klärt sich bei ihm zu würdevoll gehaltene-m Vortrag ab. Wßllll
Benozzo so viele Einzelheiten häuft, dass das eine dem andern im