Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Die 
Schule. 
florentiner 
Zweite 
Generation. 
331 
sich andern künstlerischen Anregungen hinzugeben. In seinen nicht 
eben zahlreichen Bildern verrathen sich gemischte Einflüsse von Fiesole 
und Benozzo, zu denen er als besonderes Merkmal ein lebhaftes, aber 
buntes Kolorit fügt, in welchem die rothen Töne vorwiegend sind. Den 
bestimmenden Einfluss Fra Angelicds verräth ein Bild der Krönung 
Maria in Sta. Maria Maddalena de' Pazzi (zweite Kapelle links), 
ein würdiges aber nicht sehr selbständiges Werk, in der Farbe etwas 
matter und stumpfer als bei Fiesole. Ebendort eine thronende Madonna, 
die dem Christkinde die Brust giebt, während Petrus und Jacobus 
dabeistehen und zwei Engel mit einer Krone über ihr schweben: die 
Madonna mit anziehendem mütterlichem Ausdrucki, das Ganze aber 
alterthümlich befangen und in der Farbe etwas matt. Am bedeutendsten 
ist Cosimo in dem ehemals in der Kirche der Servi, jetzt in der Aka- 
demie befindlichen Bilde, welches nach dem Zeugniss der Inschrift 
von einer deutschen Genossenschaft zu Ehren der h. Barbara gestiftet 
wurde. Man sieht die h. Barbara, die Schutzpatronin der Krieger und 
der Feuerwerker, zwischen Johannes dem Täufer und dem h. Mat- 
thias. Es sind grossartige Gestalten in gut stilisirten Gewändern, nur 
die Farben etwas grell und bunt. Weiter gehört hieher die Himmel- 
fahrt Mariä in der dritten Kapelle links in St. Ambrogio, eins seiner 
spätesten Bilder vom Jahre 1498, unbedeutend in der Charakteristik 
und matt in der Färbung. 
Als Sixtus IV. (1471--1484) eine Anzahl von Künstlern berief, 
um die nach ihm benannte Kapelle des Vatikans mit Fresken zu 
schmücken, befand sich auch Oosimo unter- ihnen, freilich als der 
schwächste in der Reihe. Von ihm rührt zunächst das Bild, welches 
Pharao's Untergang im rothen Meere darstellt; ferner Moses mit den 
Gesetzestafeln und dieZerstörung des goldenen Kalbes; sodann die Berg- 
predigt und die Einsetzung des Abendmahls. In diesen Werken strebt 
Cosimo am meisten dem Benozzo nach und sucht durch eine Menge 
locker aneinander gereihter Scenen einen ähnlichen Eindruck von 
Lebendigkeit zu erreichen. Doch steht er an wirklichem Naturgefühl, 
an Sinn für Anmuth und Würde jenem beträchtlich nach, während er 
in Unruhe und Disharmonie der Farbe ihn noch überbietet. Um 
indess seine Mitstrebenden zu übertreffen, soll er reiche Färbung und 
vielfachen Goldschmuck verwendet haben, was ihm dann auch, wie 
Vasari erzählt, im Urtheile des Papstes den Vorzug vor seinen Mit- 
bewerbern verschafft habe. Am wenigsten genügt er in der Darstellung 
des Abendmahls, wo es auf einfache Grossartigkeit und Charakteristik
	        
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