Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Die Frührenaissance. 
Die Pisaner errichteten dem trefflichen Meister aus Dankbarkeit 
im Camposanto selbst sein Grabmal, das die Jahreszahl 1478 trägt. 
Dass Benozzo aber damals nicht gestorben ist, geht schon aus dem 
Umstande hervor, dass ihm im Jahre 1485 die Bezahlung für das 
letzte Bild geleistet wurde. Von der Art der Honorirung erhalten wir 
eine Vorstellung durch die Angabe, dass er für Noah's Weinlese 
66 Gulden erhielt. Benozzo hatte übrigens durch die Geschicklichkeit 
seiner fleissigen Hand, wie es scheint, sich ein für jene Zeit ansehn- 
liches Vermögen erworben. Aus seinen eignen Angaben erfahren wir, 
dass er nicht bloss in Florenz ein Haus sammt Grund und Boden be- 
sass, sondern auch in Pisa, und zwar in der Via Sta. Maria, wo er 
mit seiner Frau und sieben Kindern und seinem ebenfalls mit reicher 
Familie gesegneten Bruder wohnte. Als eigentliche Heimath hielt er 
jedoch Florenz fest, wo er schon 1465 in die Apothekerzunft eingetreten 
war. Wir kennen nicht das Jahr seines Todes, aber 1496 lebte 61' 
noch, und zwar in Florenz, wo Baldovinetti ihn zur Abschätzung seiner 
Fresken in Sta. Trinita verschlug. 
Ausserordentlich gross war der Fleiss des rüstigen Mannes, denn 
ausser den geschilderten Fresken ging noch manches Tafelbild aus 
seiner Werkstatt hervor. Wir nennen u. A. ein Altarwerk mit der 
Verherrlichung des Thomas von Aquin, welches aus dem Dom von 
Pisa in die Sammlung des Louvre überging, ein Gegenstand mittel- 
alterlicher Scholastik, der für die Sinnesweise Benozzo's wenig an- 
sprechend war. Immerhin zeigt das Bild durch lebendig charakterisirte 
Köpfe und Bewegungen, wie der Künstler sich zu helfen gewusst hat. 
Anziehend ist eine Darstellung der h. Anna mit der Madonna und dem 
Christuskinde in der Akademie zu Pisa. Von der naiv romantischen 
Auffassung des klassischen Alterthums zeugt ein kleines Bild mit dem 
Raub der Helena in der Nationalgalerie zu London, offenbar von 
einer Brauttruhe stammend, die man damals in Italien mit Gemälden 
zu schmücken liebte. Die Scene ist ganz im Charakter einer gleich- 
zeitigen Novelle erzählt, die Prinzessin in ihrer rothen phrygischen 
Mütze mit drei Goldfedern und fliegendem Schleier, wird von ihrem 
Geliebten huckepack entführt, und schaut vergnüglich drein, zumal 
drei Dienerinnen fröhlich ihrem Beispiel folgen. Die Ausführung in 
Hüssiger Tempera zeigt klare heitere Töne.  
Ein schwächerer Künstler verwandter Richtung ist Cosimo Rosselli, 
der, 1439 in einer Horentinischen Künstlerfamilie geboren, mit dreizehn 
Jahren zu Neri di Bicci kam, den er indess schon 1456 verliess, um
	        
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