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Buch.
Die F ri
ihrenaissance.
erfüllt von zerbrochenen Pfeilen, die an dem Mantel abgeprallt sind.
Dieses Thema absurdester mittelalterlicher Theologie hat offenbar den
Künstler nicht zu begeistern vermocht; vergeblich hat er mit dem
abgeschmackten Stoff gerungen und nur in der andächtigen Menge, in
den charaktervollen Mannerköpfen, in einzelnen Frauengestalten, und
namentlich in einer anmuthigen Kindergrilppe offenbart sich Etwas
von seiner sonstigen Frische. Unter dem Bilde sieht man in kleineren
Darstellungen den Cruzifixus und jederseits drei Medaillons mit Brust-
bildern von Heiligen; unter dem Kreuze die kleine Figur des knieenden
Stifters.
Ungleich ansprechender ist der ausgedehnte Freskencyclus im
Chor derselben Kirche, wo in 17 Bildern das Leben des h. Augustinus
mit grosser Ausführlichkeit erzählt wird. Ein Theil dieser Werke ist
allerdings übel zugerichtet, und was noch gut erhalten, zeigt den
Künstler nicht durchweg auf der Höhe seiner Arbeiten im Palazzo
Riccardi. Das poetisch-märchenhafte ist mit der feineren religiösen
Stimmung verflogen, und an dessen Stelle tritt eine nicht selten an's
Nüchterne streifende Realistik, die sich freilich durch manche tüchtige
Porträtiigur und durch einzelne lebendige Cofmpositionen immer noch
anziehend genug ausspricht. Benozzo wetteifert hier offenbar mit Fra
Filippo, dessen Fresken in Prato er gewiss gekannt hat; aber er steht
um ein Merkliches hinter ihm zurück. Namentlich verräth sich in
vielen Figuren durch eine gewisse Trockenheit der harten und steifen
Gewandfalten wieder der Einfluss der gleichzeitigen Erzplastik, den
man so oft in den damaligen Schöpfungen der Malerei gewahrt. Immer-
hin fehlt es nicht an einzelnen recht ansprechenden Bildern, die auch
durch reiche architektonische Gründe im heitren Stil der Frührenais-
sance und durch einrahmende Pilaster mit nackten Genien und andern
Ornamenten sich zierlich genug gestalten. Zu den anziehendsten und
best erhaltenen Bildern gehört gleich das erste, wo die h. Monica den
kleinen Augustin dem Schulmeister übergiebt, der den Knaben freund-
lich aufnimmt, während zwei schon mehr erwachsene Schüler neugierig
den Ankömmling mustern. Köstlich ist gleich daneben in der offenen
Pfeilerhalle das Gewimmel der lernbegierigen Kleinen; auch fehlt es
nicht an einer Scene, wo an einem kleinen Thunichtgut, der halb ent-
blösst auf dem Rücken eines Dieners hängt, ein Exempel a posteriori
statuirt wird. Die sehr zerstörte Aufnahme Augustins in die Universität
ist wenigstens durch ein paar lebendig gemalte Zuschauer bemerkens-
wcrth, die indess, gleich den meisten Figuren hier, wie in Bronze