Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
florentiner 
Die 
Schule. 
Generation. 
Zweite 
323 
am meisten Mühe gemacht, eben so wenig wie auf dem Genter Altar 
erfreulich ist. Ohne Frage hat auf diese Darstellungen mit ihrem 
unerschöpflichen naturalistischen Detail die Bekanntschaft mit Werken 
der flandrischen Schule eingewirkt. Das Ganze, in lichten Farbentönen 
mit reicher Anwendung von Goldschmuck an Gewändern, Waffen und 
sonstiger Ausrüstung durchgeführt, giebt den Eindruck jugendlich 
unerschöpflicher Lebenslust, verbunden mit der poetischen Stimmung 
märchenhafter Legende. Die noch vorhandenen Briefe des Künstlers 
an Piero de' Medici aus dem Jahre 1459 zeigen ihn in voller Arbeit 
und sind zugleich ein liebenswürdiges Zeugniss seines bescheidenen 
Sinnes. Sich selbst hat er unter dem Gefolge der Medici im Zuge 
der h. drei Könige abgebildet.  
Im Jahre 1461 erhielt Benozzo den Auftrag, für die Bruderschaft 
von S. Marco um 300 Lire eine Altartafel der thronenden Madonna 
zu malen, mit der besonderen Bestimmung, dass er sich dabei nach 
dem Bilde Fiesole's am Hochaltar der Kirche richten solle. Diese Tafel, 
jetzt in der Nationalgalerie zu London, ist eins seiner schönsten Bilder, 
trefflich aufgebaut, im Schönheitssinu Fiesole's, aber mit schärferer 
Ausprägung der Charaktere, in deren Durchführung man den realisti- 
sehen Fortschritt der Zeit erkennt. Das Kolorit ist klar und warm 
und zeigt uns die technischen Eigenschaften des Künstlers auf ihrer 
Höhe. Im Jahre 1464 finden wir sodann Benozzo in S. Gimignano, 
wo er im Auftrage des Domenico Strambi, der lange Zeit in Paris 
gelebt und dort den Doktorhut erhalten hatte und daher als „Doctor 
Parisinus" bezeichnet wird, bedeutende Werke ausführte. Zunächst 
malte er in S. Agostino den h. Sebastian als Schutzpatron gegen die 
Pest, von Welcher der hoch und gesund gelegene Ort grade damals, 
wie man annahm durch die Fürbitte des Heiligen, befreit geblieben 
war. Der obere Theil des Bildes zeigt die ehrwürdige Gestalt Gott- 
Vaters, wie er, von Engeln umgeben, einen Pestpfeil hinabschleudert, 
 eine Vorstellung, die auffallend an den pestsendenden Apoll erin- 
nert. Vergebens erscheinen, etwas unterhalb dieser Darstellung, Chri- 
stus und die Madonna, jener seine Seitenwunde zeigend, diese sogar 
die Brust entblössend: sie vermögen, wie es scheint, den Zorn des  
himmlischen Vaters nicht zu ibeschwichtigen. Da bewährt sich denn, 
unten auf.einem Postamente stehend, der h. Sebastian als der eigent- 
liche Nothhelfer: Engel breiten seinen Mantel weit nach beiden Seiten 
aus, dass derselbe die Pfeile auffängt und als schützende Decke die 
andächtig im Gebet versammelte Gemeinde umgiebt. Die Luft ist
	        
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