Käpitel.
Altchristliche
Epoche.
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Menschheitsgeschichte. Eine direkte Tradition mündlicher Berichte
von denen, welche ihn selbst gekannt, als Jünger ihm gefolgt waren,
pflanzte sich bei den ersten christlichen Gemeinden fort Aber eine
ehrfurchtvolle Scheu verbot längere Zeit die geschichtliche Auffassung
und Darstellung seiner Person und seines Lebens. Es bedurfte der
Zeitferne mehrerer Jahrhunderte, bis die Gestalt des Heilandes der
christlichen Kunst fassbar wurde. In den ersten Zeiten begnügte man
sich damit, seine Gestalt in symbolischer Andeutung V0rz11fijhren_ Am
gcläufigsten und beliebtesten war das Bild des guten Hirten, welcher
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Der gute Hirte.
das verirrte Lamm auf den Schultern zur Heerde zurückhringt. (Fig. 1.)
Es ist eine jugendliche Hirtengestalt im kurzen dorisehen Chiton,
freundlich und mild im Ausdruck, noch völlig im anmuthigen Charakter
antiker Wandgemälde. Wohl kam auch bei den Griechen eine ahn-
liche Figur als widdertragender Hermes vor; allein man braucht nicht
von einer solchen Reminiseenz das christliche Bild abzuleiten, da das
bekannte schöne Gleiehniss des Herrn die Entstehung eines solchen
Bildes genügend erklärt. Neben der Hirtenfigur sieht man dann wohl
zwei antike Milchgefasse und daran gelehnt den Hirtenstab.
Auffallender auf den ersten Blick ist die einige Male vorkommende
Darstellung Christi unter dem Bilde des Orpheu s. Sie mag gewählt