Kapitel.
florentiner
lSchule.
Zweite
Generation.
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Freske der Geburt des Christkindes, welches von der Madonna verehrt
wird. Es ist das durch Fra Filippo eingeführte und Wigdgrholt be-
handelte Motiv, in ähnlichem Sinn weltlich anmuthig durchgeführt und
mit reichem landschaftlichem Hintergründe ausgestattet. In neuerer
Zeit ist das im Archiv Von S. Maria Nuova aufbewahrte Tagebuch
des Künstlers in einem Auszüge veröffentlicht worden, welches interes-
sante Einblicke in den Kunstbetrieb jener Epoche gewährt. Es lehrt
uns, in welch mannigfachen Beziehungen der Meister stand, und wie
er, bei dem handwerklichen Charakter, den damals die Malerei noch
immer trug, ausser Altarbildern und Fresken auch Zeichnungen für
Glasgemalde, Bemalung von Koffern, Wappen, Schilden u. dgl., vorzüg-
lich aber auch Ausführung und Reparaturen von Mosaiken übernahm.
Als Mosaicist hat er namentlich, wie es scheint, sich hoher Anerken-
nung erfreut und besonders die Mosaiken in der Tribune und am
östlichen Portal des Baptisteriums Wieder hergestellt. Auf seinen be-
deutendsten Schüler Ghirlandajo vererbte er unter Anderm auch diese
Technik.
In diese Reihe gehören auch Antonio Pollajerolo und sein jüngerer
Bruder Piero, die als Söhne eines Goldschmiedes schon früh den künsti
lcrischen Unterricht ihres Vaters genossen, während der jüngere, wie
es scheint, durch Castagno in die Malerei eingeführt wurde. Antonio
wurde 1429 geboren und erst mit dreissig Jahren von seinem Vater
aus der Lehre entlassen. Er eröffnete dann selbst eine Goldschmiede-
werkstatt und gehörte zu denjenigen Künstlern, welche in diese Kunst
den neuen Stil der Renaissance einführten. Auch als Bildhauer, be-
sonders in der Erzarbeit, stand er in hervorragender Geltung, wie er
denn namentlich nach Rom berufen wurde, um die Grabmonumente
für Sixtus IV. und Innocenz VIII. auszuführen. Auch treifliche Me-
daillen soll er geschnitten und selbst Modelle zu einem Reiterstandbild
für Ludovico Sforza gearbeitet haben. In seinen plastischen Werken
ist der Einiluss Donatellds mit seinem scharfen Naturalismus und der
leidenschaftlichen Bewegtheit des Ausdrucks unverkennbar. Aber auch
in der Malerei war Antonio bewandert, und er gehört zu den Künstlern,
welche die technischen Studien in der Aufnahme des neuen Bindemittels
weiter führten und mit denselben eine möglichst scharfe, plastische
Bezeichnung der Form anstrebten.
Sein Bruder Piero, 1441 geboren und durch Castagno gebildet,
scheint mit Antonio vielfach gemeinsam gearbeitet zu haben, so dass
bei den vorhandenen Werken der Antheil der beiden Brüder kaum zu