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Buch.
Frührenaissance.
_ von Fra Filippds Altarbild in Sta. Croce, von welcher zwei Abthei-
lungen in die Sammlung des Louvre, drei andere in die der Akademie
zu Florenz gelangt sind, in der freien Lebendigkeit der Schilderung
und dem frischen, hellen Kolorit dem Fra Filippo nahestehend. Auch
die anmuthige Madonna des Berliner Museums Nr. 108 mit dem
warmen goldigklaren Kolorit, sowie eine ähnliche im StädePschen Institut
zu Frankfurt darf man vielleicht dem Pesellino zusprechen. Endlich
gehören ihm wahrscheinlich zwei Bilder an einer Hochzeittruhe im
Palazzo Torrigiani zu Florenz, welche Scenen aus dem Leben
Davids, seine Begegnung mit den Philistern und seinen Triumph dar-
stellen. Die zierlichen Bilder, in denen das Kostüm der Zeit mit
Vorliebe nach Art Benozzo Gozzoli's und in ähnlich heitrer Auffassung
zur Anwendung kommt, sind ansprechende Beispiele jener damals in
Italien allgemein herrschenden Sitte, auch die Gegenstände des täg-
lichen Gebrauchs, namentlich die Möbel, durch künstlerische Atlsstattung
zu adeln.
Ein Künstler verwandter Richtung ist Alesso Balrlovinetti, 1427
geboren und in einem langen Leben bis 1499 thätig. Er scheint eben-
falls die Weitere Ausbildung der Oeltechnik sich zur Aufgabe gestellt
zu haben; ausserdem gehört er aber zu denjenigen Künstlern, welche
starke Einflüsse der tlandrischen Schule erfuhren und in ihren Werken
die genaueste Wiedergabe aller Einzelheiten der landschaftlichen Um-
gebung anstrebten. Er malte, wie Vasari erzählt, „Flüsse, Brücken,
Steine, Gräser, Früchte, Strassen, Felder, Städte, Schlösser, Plätze
und allerhand dergleichen nach der Natur," so dass man nach dem-
selben Gewährsmann in seinen Bildern „die Halme und Knoten im
Stroh und die Wurzeln des Epheus zählen konnte, dessen Blätter
überdies ganz naturgetreu auf der einen Seite dunkler gefärbt Waren
als auf der andernß In den Üffizien sieht man im ersten Corridor
eine thronende Madonna, von mehreren. Heiligen verehrt, die in ihrer
scharfen und genauen, etwas mühsamen Behandlung den vollen Ernst
seines naturalistischen Bestrebens verräth. Die Madonna erinnert an
Fra Filippo, die Färbung ist noch unentschieden und schwankt zwischen
der helleren Tempera und der dunkleren Oelmalerei. Ein anderes
Altarbild, ehemals in Sta. Trinita, jetzt in der Akademie zu Florenz
(Galerie der alten Gemälde Nr. 2) mit einer Darstellung der Dreieinig-
keit, trägt ebenfalls, obschon stark beschädigt, das Gepräge Baldo-
vinetti's. Von seinen Fresken im Chor von Sta. Trinitä ist nichts
erhalten; dagegen befindet sich in der Vorhalle der Annunziata eine