III.
Kapitel,
ilorentiner
Die
Schule.
Zweite
Generation.
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erfahren, betheiligte sich unter anderm 1419 an der Üoncurrenz für
die Kuppel des tlorentiner Doms und wurde von den Behörden für so
bedeutend erachtet, dass man ihn für den Fall des Todes oder Rück-
tritts Brunellescds zu dessen Nachfolger in der Bauführung vermerkte.
Sein Enkel Francesco, der Sohn einer seiner Töchter, wurde 1422
geboren, heirathete mit zwanzig Jahren und arbeitete bis zum Tode
des Grossvaters iin dessen Werkstatt. Im folgenden Jahre 1447 er-
scheint er als selbständiger Meister in der Lukasgilde, stirbt aber schon
1457. Von ihm gilt wahrscheinlich die Angabe VasarYs, dass er bei
Castagno gelernt und Fra Filippo nachgeahmt habe. In den Nach-
richten über die Thätigkeit der beiden Künstler herrscht grosse Ver-
wirrung, und schon zu Vasari's Zeiten scheint Pesello und Pesellino
eine Art Gattungsbegriii" geworden zu sein, was bei dem überwiegend
handwerklichen Betrieb jener Zeit nicht Wunder nehmen kann. Wir
vermögen daher auch nicht zu sagen, auf welchen von beiden sich die
Angabe bezieht, dass er sich durch seine Vorliebe für Thiere, deren er
allerlei in seinem Hause gehalten und sie trefflich nachgebildet haben
soll, ausgezeichnet habe. Eine sichere Arbeit der Peselli ist die für
den Signorenpalast in Florenz gemalte Anbetung der Könige, jetzt
im ersten Corridor der Uffizien. Es ist eins jener Bilder, in Welchen
die beliebte Scene völlig in ein zeitgeschichtliches Genrebild verwandelt
wird. Der Künstler hat die Gelegenheit benutzt, eine Menge von
Porträtfiguren im reichen ritterlichen Kostüm der Zeit in einer mit
liebevollem Fleiss geschilderten Landschaft vorzuführen. Trotz der
interessanten Porträts ist der Vorgang selbst aber etwas ceremoniell
langweilig geworden, und mancherlei Mängel und Schwächen der
Zeichnung beweisen, dass der Künstler mit Anstrengung nach der
vollkommneren Naturwahrheit sich bemüht, welche die Zeit verlangt,
während ihm zugleich die feierliche Stimmung und das Schönheitsgefühl
eines Fiesole abgeht. Das Kolorit, soweit es sich noch unberührt er-
halten hat, erscheint von warmem Ton, in den Fleischpartieen fast in's
Ziegelrothe fallend. Im Ganzen scheint es mehr die Arbeit eines älteren
als eines jüngeren Künstlers. Einen etwas jüngeren Charakter, den man
wohl als Pesellino aufzufassen hat, zeigt die Verkündigung in der Kirche
Spirito Santo, ehemals S. Giorgio zu Florenz. Verwandter Art ist
eine Predella mit drei Darstellungen aus der Legende des h. Nicolaus,
ehemals in Sta. Croce, jetzt in der Casa Buonarroti. Den Einfluss
Fra Filippds verräth sodann die Dreieinigkeit in der Nationalgalerie zu
London. Ausserdem gehört wohl dem jüngeren Meister die Predella,